Pfarrer Nicolai Opifanti vor einem blauen Hintergrund.
Nicolai Opifanti meint...

Was ist Männlichkeit?

Männlichkeit ist vielfältig. Was klingt wie ein Zitat aus einem modernen Social Media Post, ist tatsächlich zutiefst biblisch. In der Bibel gibt es nicht den einen Typ Mann, sondern es werden ganz unterschiedliche Arten von Männlich- keit beschrieben. An König David lässt sich schön sehen, wie vielfältig das biblische Männerbild ist. David wird als Kämpfer beschrieben, der etlichen bemitleidenswerten Philistern die Vorhaut absäbelt. Er ist aber auch der smarte Lausbub, der seine Kraft nicht aus Bizeps und Waffengewalt, sondern aus seinem Glauben an Gott und einer kleinen Steinschleuder bezieht. Der David der Bibel ist aber auch ein sanftmütiger Dichter, der mit seinen Gefühlen nicht hinter dem Berg hält und kein Problem damit hat, seine Tränen in Strömen fließen zu lassen (Psalm 56,9; Psalm 6,9). Und nicht zuletzt ist David auch ein Mann, der Jonathan, seinen Freund, so lieben kann „wie sein eigenes Leben“.

In all diesen unterschiedlichen Eigenschaften ist David zutiefst männlich. Die Bibel ist also weit davon entfernt, ein stereotypes Bild von Männlichkeit zu zeigen. Im Gegenteil, sie ist geradezu divers. Sie lässt den knallharten Naturburschen Esau zum Ahnvater eines großen Volkes werden, aber sie macht den Hausmann und Koch Jakob zum Erzvater des von Gott erwählten Volkes.

Wenn wir von der Bibel etwas beim Thema Mann-Sein lernen können, dann, dass sie selbstverständlich unterschiedliche Arten von Männlichkeit kennt und diese nicht gegeneinander ausspielt. David der Kämpfer, der Dichter, der Intellektuelle, der emotionale David, der naturverbundene Esau, der häusliche Jakob: All diese Arten, Mann-Sein zu leben, sind für die Bibel zutiefst männlich. Wir können daher ziemlich sicher sein, dass Gott vielfältige Männlichkeitsbilder auf seinem Herzen hat und nicht nur ein einziges, ideales Bild davon, wie Mann-Sein zu funktionieren hat. Vielleicht ist es daher das Männlichste, was wir tun können, andere Männer in ihrer Art so zu akzeptieren, wie sie sind – auch wenn uns ihre Art, Mann zu sein, vielleicht selbst nicht in den Kram passt.

Das meint Nicolai Opifanti. Und was meinen Sie?

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