Ukraine beten wir in unserer Gemeinde jeden Montag für den Frieden. Auf den ersten Blick scheint es nicht so, als würden Gebete irgend etwas bringen. Warum ich trotzdem fest am Gebet für den Frieden festhalte, hat damit zu tun, dass ich glaube, dass Gebet in drei Dimensionen stattfindet.
Da ist die innere Dimension. Das Gebet hilft nicht nur den Adressaten, sondern auch dem, der betet. Er spricht aus, was ihn belastet, und legt es in Gottes Hand. Diejenigen, die für andere beten, werden selbst dadurch entlastet, weil sie das, was ihr Herz schwer macht, in eine andere Hand legen können.
Beten hat auch eine äußere Dimension. Wenn Menschen zusammen beten, zeigen sie damit, dass ihnen die Welt und ganz konkret die Menschen in der Ukraine am Herzen liegen, denn beten kann man nur für das, was einen im Herzen berührt. Schon allein dieses Signal nach außen hat in der jetzigen Zeit unglaublich Kraft, da es zeigt, dass die Mitmenschlichkeit sich von keinem Krieg der Welt auslöschen lässt.
Schließlich gibt es die vertikale Dimension. Das ist die unberechenbarste, denn wir wissen nicht, wie Gott auf unsere Gebete antwortet. Was wir wissen, ist, dass die Bibel uns auffordert, mutig zu beten, dass Gott uns hört und dass ein Gebet die Kraft hat, den Lauf der Dinge zu verändern. Wie genau das passiert, werden wir hier wahrscheinlich nie erfahren. Das ist oft frustrierend. Leider hört Gott Gebete oft anders, als wir es gerne hätten. Man darf Gott auch sagen, dass es einen nervt, dass er unsere Gebete häufig so anders oder scheinbar gar nicht hört. Auch der Zweifel und das Verzweifeln an Gott ist dann Gebet.
Was mich dennoch beten lässt, sind die vielen Gebete, die dann doch für Veränderung gesorgt haben, angefangen von der Pfingstgeschichte in der Bibel über das verhängnisvolle Gebet Luthers im Gewitter bis zu den Friedensgebeten in der DDR.
Das sind nur drei Beispiele dafür, dass Gebete Geschichte schreiben können. Daher bete ich, dass sie das auch in diesen Tagen tun.