Lucie Panzer meint

Was wollen wir eigentlich?

Der Deutsche Bundestag Kolumne
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In neunzig Tagen haben wir die Wahl. Dann sollen wir Wähler die Probleme lösen, die unsere Regierung anscheinend nicht lösen konnte. Wenn wir die Ukraine unterstützen – verteidigen wir dort auch unsere Sicherheit, oder bringen wir unser Land in Gefahr? Wenn wir mehr für das Klima tun – Wärmepumpen bezuschussen, E-Autos, erneuerbare Energien, gefährden wir dann das Wachstum der Wirtschaft und also den Wohlstand in unserem Land? Und wenn Bedürftige unterstützt werden – Geflüchtete, Behinderte, Kinderreiche, gefährden wir dann unsere sicheren Arbeitsplätze und die Sicherheit auf unseren Straßen?

Die seitherige Regierung war nicht mehr in der Lage, Lösungen zu finden. Weil alle Parteien gemeint haben, nur sie hätten die richtigen Ideen. Die jeweils anderen würden unser Land in den Ruin treiben. Die Regierenden waren nicht fähig, sich auf gangbare Wege zu einigen. Dazu hätte man ja Kompromisse finden müssen. Das aber ging offensichtlich nicht.

Nun haben also, wie man so schön sagt, die Wähler das Wort. Sie sollen entscheiden. Bloß: die Probleme verschwinden ja nach der Wahl nicht einfach. Auch die nächste Regierung muss Lösungen finden und dazu wahrscheinlich Kompromisse schließen. Oder wollen wir wirklich, dass künftig nur noch eine Seite Recht und Unterstützung bekommt und die anderen mit ihren Bedürfnissen fallen hinten runter und müssen sehen, wo sie bleiben? Wir haben die Wahl. Gott sei Dank – wir sind frei, zu wählen.

Aber kann Freiheit heißen, ich wähle nur das, was mir und den Meinen nützt? So, wie in den USA, „Make America great again“? Von Martin Luther habe ich gelernt: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge!“. Natürlich kann ich sagen und glauben und tun und für richtig halten, was ich will. Aber die zweite Teil gehört nach Luther dazu: „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge!“ Die Freiheit eines Christenmenschen ist die Freiheit zur Verantwortung. Nicht nur für mich, sondern auch für andere. Allen soll es möglichst gut gehen in unserem Land. Wer wählen darf, sollte sich deshalb fragen: Was will ich eigentlich? Und vielleicht auch: Worauf könnte ich denn für die anderen verzichten?

Das meint Lucie Panzer. Und was meinen Sie?

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