Auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland wurden die Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung vorgestellt. Drei bewegen mich besonders.
Erstens: Menschen mit einem hohen sozialen Status sind stärker kirchlich-religiös und fühlen sich der Kirche enger verbunden als Menschen mit einem niedrigen sozialen Status. Zweitens: Personen, die ihre wirtschaftliche Lage als gut einstufen, sind der kirchennahen Religiosität stärker zugeneigt als andere. Drittens: Je höher die Schulbildung ist, desto geringer ist die kirchenferne Religiosität ausgeprägt.
Mich überraschen diese Ergebnisse nicht, decken Sie sich doch mit meinen Erfahrungen in der Gemeinde. Unsere aktiven Gemeindeglieder sind weiß, bürgerlich, gut gebildet, meistens ohne Migrationshintergrund und oft weiblich.
Der Befund, dass wir in Milieus mit einem niedrigeren Lebensstandard und einem geringeren Bildungsgrad weniger verwurzelt sind, ist deswegen besonders bitter, weil wir in vielen Predigten so tun, als würden uns diese Menschen besonders am Herz liegen. Wenn aber unsere Solidarität sich nicht in unserem Gemeindeleben widerspiegelt, dann bleiben diese Predigten nur hohle Worte. Wir schließen die Menschen an vielen Stellen aus. Durch unsere Sprache, unsere Musik, Liturgie und paradoxerweise auch durch unsere Moral.
Wenn ich hungrig und wissbegierig in eine Kirche komme, möchte ich nicht wissen, was ich alles falsch mache. Ich möchte aber auch nicht nur bestätigt bekommen, dass ich in meiner Lebensweise arm dran bin.
Ich möchte, dass man mich ernst nimmt, mir Hoffnung macht, mich sieht, mit mir spricht und mich so annimmt, wie ich bin. Wenn wir wollen, dass Menschen aller Milieus sich bei uns willkommen fühlen, dann müssen wir unsere Gemeindeveranstaltungen radikal hinterfragen. Welche Musik nutzen wir? Mit welchen Wörtern predigen ich? Bin ich bereit, etwas von meinem liebgewordenen Bild von Gemeinde aufzugeben, damit andere in ihr auch noch Platz finden können?