Wir sind nicht immer einer Meinung. In unserer Gesellschaft nicht und in den Kirchen schon gar nicht. Ganz zu schweigen vom Unfrieden zwischen den Völkern und Nationen. Er ist an der Tagesordnung. Die Vielfalt an Meinungen wird nicht als Gewinn und Stärke angesehen, sondern eher als Zumutung und Last.
Ob Pandemie oder Krieg, Schuldenberg oder Klima, Migration oder Wirtschaft, immer öfter kommt es vor, dass Menschen nicht mehr zusammenfinden. Streiten wäre ja halb so schlimm. Sich die Köpfe heißreden, diskutieren, warum nicht? Aber das ist immer weniger gefragt und geübt unter uns. Da stehen sich Meinungen unerbittlich gegenüber. Und solange man nicht recht bekommt, sind die Anderen im Irrtum. Dass der Denkfehler auch bei mir liegen könnte, schließen wir kategorisch aus.
Dabei ist diese Option biblisch getestet und für machbar befunden. Und das von Jesus Christus selbst. Als er einmal außerhalb des jüdischen Hoheitsgebietes mit seinen Leuten unterwegs war, kam ihm eine Frau in die Quere, die ihn um Hilfe für ihre kranke Tochter gebeten hat. Unverschämt und lautstark hat sie das getan. Aber Jesus hat sie abgelehnt. Er glaubte nämlich bis dahin, nur für die Angehörigen des Gottesvolkes Israel zuständig zu sein. Die Frau schafft es, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Doch Jesus beharrt auf seiner ablehnenden Haltung. Abfällig urteilt er, man nehme doch nicht den Kindern das Brot weg und werfe es vor die Hunde. Die Frau kontert selbstbewusst: Die Hunde lebten doch aber von den Brosamen, die von der Herren Tische fielen.
Jesus ist beeindruckt. Diese unverdrossene Beharrlichkeit bringt ihn dazu zu sagen: „Frau, dein Glaube ist groß!“ Da ist es passiert! Jesus erlebt, dass sein Gegenüber recht hat, nicht er. Seitdem gilt für uns Christen: In jeder Auseinandersetzung könnte es uns gehen wie Jesus damals. Es könnte sich herausstellen, dass wir im Unrecht sind. Gewonnen haben wir dann trotzdem!