Ein Mann kommt nach Jerusalem, um Gott anzubeten. Er hat eine weite Reise von Äthiopien bis nach Israel -unternommen, um zu Gott zu kommen. Ich denke, der Tempel in Jerusalem beeindruckte ihn. Hier ist er am Ziel seiner Wünsche. Aber bald darauf wird er eine gewisse Enttäuschung gespürt haben: Denn hinein in den Tempel darf er als Ausländer nicht.
Immerhin kann er sich eine Schriftrolle kaufen. Er beschließt, sie auf dem Heimweg zu studieren, um mehr über Gott zu erfahren. Doch da wartet die nächste Enttäuschung auf ihn: Er versteht so gut wie nichts. Ich vermute, er ist froh, als auf einmal Philippus auftaucht. Deshalb bittet er ihn, zu ihm auf den Wagen zu kommen. Philippus fängt nun an, dem Afrikaner die Schriftstelle auszulegen. Er erzählt ihm von Jesus. Da hört der Kämmerer viel, was ihn freut. Um zu Jesus zu kommen, braucht es niemanden, den man erst um Erlaubnis fragen müsste. Zu Jesus – und damit zu Gott – darf jeder kommen.
Philippus und der Kämmerer kamen wohl auf die Taufe zu sprechen. Die Taufe als Zeichen dafür, dass jemand ganz zu Gott gehören will und dass Gott alle willkommen sind, auch die, die bislang nichts von ihm wissen wollten. Durch die Taufe verspricht uns Gott, dass er bei uns bleibt und uns liebt. Deshalb genügt es auch, sich nur einmal im Leben taufen zu lassen. Denn Gottes Versprechen bleiben gültig, selbst wenn wir uns nicht immer so verhalten, wie Gott es sich wünscht.
Während Philippus erzählt, gelangen die beiden an ein Wasser. Da hat der Mann einen Einfall und fragt: „Kann ich getauft werden? Dann gehöre ich zu Jesus und damit zu Gott.“ Philippus ist einverstanden und tauft ihn auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Als der Afrikaner aus dem Wasser kommt, ist Philippus nicht mehr da. Das mag ihn überrascht, aber nicht schockiert haben. Denn er braucht Philippus nicht mehr. Er hat genug von Gott erfahren und kann fröhlich nach Hause fahren.
Was der Äthiopier gemacht hat, kann für uns Christinnen und Christen in vielem Vorbild sein. Das Wichtigste: Er will Gott finden, lässt sich nicht abschrecken, als er zunächst enttäuscht wird. Das wünsche ich uns auch: dass wir uns nicht abschrecken lassen auf unserem Weg mit Gott. Dass wir uns durch nichts und niemanden abbringen lassen von dieser Beziehung, die Gott in der Taufe an uns bestätigt hat. Selbst wenn es manches gibt, das uns daran zweifeln lässt, ob Gott wirklich immer und für alle da sein will. Das Zweite: Lassen wir uns nicht stoppen, wenn wir etwas nicht verstehen. Für die meisten Schwierigkeiten gibt es auch bei uns Menschen wie Philippus, die gerne bereit sind, ein Stück des Weges mitzugehen, uns zu trösten und Neues erfahren zu lassen. Drittens können wir füreinander, für uns und für andere zum „Philippus“ werden.
Schön, wenn wir offene Ohren für die Fragen anderer Menschen haben. Damit sie uns durch ihre Fragen und Anregungen bereichern. Und damit wir ihnen etwas von dem Glauben weitergeben können, der uns selbst fröhlich unseren Weg gehen lässt. □