Impuls

Begeisterung wächst von innen

Impuls für den Sonntag Invokavit: Hebräer 4,14-16.

Hebräer 4,14-16 

Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns freimütig hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.

Pfarrer Gunther Wruck
privat
Gunther Wruck ist Pfarrer in ­Biberach.

Werbung hat ein klares Ziel: Sie will Menschen begeistern, damit sie sich für das vermeintlich „Richtige“ entscheiden. Manchmal kommt kurz danach die Ernüchterung: Nun ja, so furchtbar nötig war’s nun doch nicht. Und wir legen, was so wichtig erschien, achtlos zur Seite. Im politischen Bereich geschieht Ähnliches: Wie viele setzen sich mit Eifer ein, überzeugt streitend, um Menschen für den Weg in eine bessere Gesellschaft und Welt zu gewinnen. Wenn dann der Alltag zurückkehrt und mit ihm die Mühe der kleinen Schritte, dann wird das anfängliche Feuer schnell k-leiner und die Vermutung wächst, dass der Weg zum erhofften Ziel doch weiter sein wird.

Das ist vergleichbar der Situation, in der die Worte im Hebräerbrief geschrieben wurden. Schwach wurde, was hätte brennen sollen. Bei einigen ging das Feuer ganz aus. Genau dann und darum der Aufruf: „Lasst uns am Bekenntnis festhalten, am Bekenntnis zu diesem Christus!“ Mit seinem Aufruf mischt sich einer ein. Die Schwachheit in der Kirche machte ihm zu schaffen, da und dort bröckelt wohl der Kitt in der Gemeinde. Nur noch wenige schienen sich bewusst, dass sie ihre Freiheit Christus zu verdanken hatten. Die bewusste Abwendung von Christus bis hin zur allmählichen Distanzierung von Bibel, evangelischen Werten, von Kirche und deren kulturellen Prägungen führt dazu, dass breite Kreise in unserer Gesellschaft kaum mehr um unsere religiösen Wurzeln wissen – „Erosion des Glaubens“ nennt man das heute.

Entscheidend ist für mich der Vers in der Mitte: Der Hohepriester, Jesus Christus, dem wir nachfolgen, ist kein unnahbar, auf hohem Sockel stehender Gott, fern all dessen, was uns als Menschen trifft und betroffen macht. Zugleich liegt darin die größte Schwierigkeit: Ein Gott, der hinter dem Vorhang im Tempel verborgen ist, der kann seine Größe und Bedeutung gerade in der Unsichtbarkeit haben. Anders der Gott, der den Vorhang zerreißt, wie der Vorhang zerriss beim Tod Jesu (Matthäus 27,51). Ein Gott, der sich uns Menschen vor Augen stellt. Und das auch noch menschengleich in der schwierigsten Form unseres eigenen Menschseins: als am Kreuz Leidender. Und doch: Allein der vermag die Bahn zu ebnen, den Weg für uns frei zu machen – er, der den ganzen Himmel durchschritten hat und -zugleich die ganze Erde, der Gott- und Menschsein in sich zusammenbringt. Er allein, wahrhaft Hohepriester, Wegbereiter nicht zum Heiligen, sondern Wegbereiter des Heiligen in der Welt. Denn er zerreißt den Vorhang nicht von außen nach innen, sondern von innen nach außen; er kommt in unsere Welt.

Auch der Glaube wird nicht als fertiger Baum gepflanzt, sondern als Same, der keimt, aufgeht und wächst. Und wie die wachsende Pflanze Nahrung, Licht, Wasser und Erde braucht, die von außen kommen, ist es im Glauben: Innerliche und damit auch äußerliche Zuwendung zu Gott, Anlehnung an ihn – das gibt Halt. Verwurzelt sein in seinem Wort – das verleiht Stärke. Getragen sein von Gottes naher Zuwendung – das schenkt, hoffentlich immer wieder aufs Neue, Begeisterung!

Gebet

Gott, unser himmlischer Vater, du kommst zu uns in deinem Wort. Lass dein Wort aufgehen in unserem Herzen, dass es ans Licht dringt und Frucht bringt, als deine Gnade, die Hilfe schafft – von Mensch zu Mensch. Amen.

Den geistlichen Impuls für jeden Tag finden Sie im AndachtsCast.

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