Sie sitzt auf der untersten Treppenstufe zu unserer Wohnung. Und weigert sich, auch nur einen einzigen Schritt nach oben zu tun. Wir kommen gerade nach Hause. „Ich hab´ sooooo Hunger!“, jammert sie. Mit fünf Jahren darf man das. Wir nennen diese akut auftretenden Grundbedürfnisse, die sofort gestillt werden wollen, wie Hunger, müde, Pipi, kalt augenzwinkernd: „hangry“, eine Mischung aus hungrig (englisch: hungry) und schlecht gelaunt (angry). Sie ist mal wieder „hangry“. Und dann hilft nur schnelles Handeln. Wahlweise: Gutes Zureden. Konsequentes sitzen lassen. Bis das Töchterchen sich dann nach oben trollt. Oder ein Stück Obst, ein Saftschorle gegen den ersten Hunger. Das hebt den Blutzuckerspiegel. Und die Stimmung. Und dann ist das Mittagessen meist schon fertiggekocht.
Essen bedeutet Energie. Essen hält Leib und Seele zusammen, so der Volksmund. Und Brot wiederum gilt als Inbegriff fürs Essen. Das war schon so, als Jesus seine Brot-Rede im sechsten Kapitel des Johannesevangeliums hält. Deutschland hält international den Brotsortenrekord: Über 3000 Brotspezialitäten werden täglich hierzulande gebacken! Jesus unterscheidet lediglich zwei: Da ist zum einen das Brot, das mir das Überleben sichert. Wie das Manna, das Gott den erschöpften Israeliten in der Wüste schickt. Sie waren auch „hangry“ völlig ausgehungert, erschöpft und schlecht gelaunt. Auch da half nur Gottes schnelles Eingreifen. Manna sättigt. Die Kräfte kehren wieder. Die Hoffnung. Der Mut und der Wille, den Weg durch schwierige Zeiten weiterzugehen. Ein solches Brot – Gottes gute Gabe – schützt vor dem Verhungern. Jedoch: Vor dem Sterben schützt es nicht. Es klingt fast harsch, wie Jesus das so schnörkellos auf den Punkt bringt. Selbst ein voller Brotkorb und ein satter Bauch verhindert nicht, dass ihr alle irgendwann „den Löffel abgeben“ müsst.
Dabei ist Jesus kein Asket und Kostverächter. Er kümmert sich sehr wohl um unser Bedürfnis nach Nahrung, sorgt sich um hungrige Münder und schafft volle Brotkörbe. Wir lesen wenige Verse vor der Brot-Rede, wie er 5000 Menschen mit einigen Fischen und Broten, die ein Junge ihm vertrauensvoll überlässt, speist. Er nimmt seine hungrigen Jünger in Schutz, die verbotenerweise am Sabbat Ähren raufen und essen. Sie brauchen dringend einen Imbiss „to go“. Und schließlich: Jesus sitzt gerne mit Menschen feiernd zu Tisch, so dass seine Gegner ihn als „Fresser und Weinsäufer“ titulieren. Nein, das tägliche Brot macht Jesus uns nicht madig.
Aber satt und sauber reicht eben nicht. Weder am Lebensanfang noch am Lebensende. Und genauso wenig dazwischen. Ja, ich habe Hunger nach mehr: nach guten Worten. Nach Berührung, Gemeinschaft, Ehrlichkeit. Nach Wertschätzung meiner Arbeit. Nach Frieden. Gott weiß, wonach alles.
Und wenn du dich danach sehnst, dass das hier nicht alles war. Dass du am Grab deiner Lieben vom Vertrauen gewärmt wirst: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Dann bietet Jesus sich selbst an: als Gottes Ewigkeits-Manna. Er sagt: „Iss. Nimm mich in dich auf. Im Abendmahl. Im Gebet. Im Lesen der Bibel. Lass dir durch mich den österlichen Geschmack der Liebe Gottes auf der Zunge zergehen und vertrau: Du lebst dein Leben in der Perspektive Ewigkeit.“