„An alle Geliebten“: Hier ist ein Weihnachtsgruß Gottes. Nicht in Geschenkpapier eingewickelt, sondern in Windeln. Nicht mit Deko-Sternen beklebt, sondern mit Sternenglanz vom Himmel bestreut. „Nehmt weg das Stroh, nehmt weg das Heu, ich will mir Blumen holen, dass meines Heilands Lager sei auf lieblichen Violen; mit Rosen, Nelken, Rosmarin aus schönsten Gärten will ich ihn von oben her bestreuen“ (EG 37,7). So besingt der Lieddichter Paul Gerhardt in einem Lied die Geburt des Jesus-Kindes in unserer kaputten und kalten Welt. Gott kommt zur Welt, bezeugt von den Propheten und der Schrift, geheiligt durch den Geist, die Lebenskraft, die den Tod überwindet.
Die Bilder und Lieder von Weihnachten halten als den entscheidenden Augenblick in der Heiligen Nacht nicht die Sorgen Marias und Josefs fest, wie es weitergeht, und auch nicht die Ärmlichkeit und Schutzlosigkeit. Sondern: den Gesang der Engel, den Glanz des Sterns, den Lebensmut der Hirten, der sie auf die Beine bringt. Das Bilder- und Liedergedächtnis von Weihnachten zeichnet dieses Geschehen mit den Augen der Liebe und des Geliebtwerdens. Wer so geliebt wird, kann gar nicht anders als mit sehnsuchtsvollem Glauben und liebevollem Handeln antworten.
Liebe verändert. Wer Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe begegnet, kann nicht mit verhärtetem Herzen und abweisendem Blick weitergehen. Sondern will sie weitergeben. Wer weiß, vielleicht hat man doch mehr Kraft zum Tun als gedacht? Die Liebe und das Erbarmen Gottes sind in den Segen der Christgeburt eingehüllt. Das ist das Weihnachtsgeschenk Gottes für uns. Ein unerwartetes und nicht durch eigene Verdienste erworbenes. Wohlgemerkt: Man muss das Geschenk auspacken. Sonst kann es einen nicht berühren, verändern, erneuern. Man muss es auspacken und bestaunen. Denn aus diesem Geschenk erwächst unsere Freundlichkeit und unsere Menschenliebe, unser Gutes-Tun und Gutes-Reden.
Wie das aussehen kann? Möglichkeiten dafür gibt es genug. Die kennen wir auch. Für heute fangen wir mit dem an, was dran ist – vielleicht ein Besuch, ein Telefonat, ein Brief. Und morgen ist es vielleicht ein Sich-Einmischen oder Sich-Informieren über das, was in der Welt vorgeht. Wir werden schon merken, was wann dran ist.
Gott kommt als Liebender in die Welt. Das verändert das Leben der Menschen, die sich dafür öffnen. Im Kind in der Krippe strahlt das Angesicht Gottes, das voller Liebe, Gnade und Erbarmen auf seine Menschenkinder sieht. Darauf gibt es nur eine Antwort, Paul Gerhardt fasst sie so in Worte: „Eins, aber, hoff ich, wirst du mir, mein Heiland, nicht versagen: dass ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen. So lass mich doch dein Kripplein sein; komm, komm und lege bei mir ein dich und all deine Freuden“ (EG 37,9).
„An alle Geliebten“: Was ihr braucht, ist euch geschenkt: Gnade. Friede. Glaube. Zukunftsmut und offene Sinne für Wunder aller Art. Nicht nur an Weihnachten.