Impuls

Himmel und Erde berühren sich

Impuls zum Altjahresabend: Jesaja 51,4-6.

Jesaja 51,4-6 (in Auszügen) 

Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde! Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen. Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.

Stephanie Hecke
Foto: Tobias Bugala
Pfarrerin ­Stephanie ­Hecke ist ­theologische Referentin im Präsidialbüro der Diakonie Deutschland.

Heute endet ein Jahr. 366 Tage Leben, in denen viel geschehen ist. Auf manches blicken wir dankbar zurück: Es gab Momente, die uns glücklich gemacht und uns gestärkt haben. Begegnungen, in denen wir reich beschenkt wurden, an denen wir wachsen konnten. Es gab Augenblicke, die uns ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Manch anderes hat uns betrübt, traurig gemacht, gar tief erschüttert. Manches würden wir im Rückblick gerne anders machen, wir würden es, wenn es ginge, vielleicht sogar ungeschehen machen. Es gab Momente, die uns verzweifeln ließen, und solche, die uns neue Hoffnung schenkten. Manche Situationen lassen wir getrost hinter uns. Und manche Erfahrungen nehmen wir bewusst mit ins neue Jahr. Es war ein Jahr voller Zeit, die uns von Gott geschenkt wurde. Zeit, die wir nun mit allem, was war, in Gottes Hände zurücklegen.

An dieser Schwelle zum neuen Jahr schauen wir zurück. Auf gute und schwere Tage, glückliche Begegnungen, enttäuschte Hoffnungen. Auf alles, was passiert ist in der Welt. Und wir hören die Worte des Propheten Jesaja: „Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde!“ Was für ein kraftvolles Bild: Inmitten all der Erinnerungen an das vergangene Jahr den Kopf heben und in den Himmel schauen, zugleich mit beiden Beinen fest verankert auf der Erde bleiben.

Mein Blick in den Himmel ist an diesem Tag getragen von Sehnsucht. Von Sehnsucht nach Weite, Licht und Veränderung. Von Sehnsucht nach einem guten Leben, nach Sicherheit in all der Unsicherheit. Von Sehnsucht nach einem Stück Himmel mitten auf der Erde. Ich wünsche mir einen durchlässigen Himmel mit einer Verbindung zur Erde.

Da fällt mir Jakobs Himmelsleiter ein. Und ich lasse mich an diesem letzten Tag des Jahres vom Bild der Himmelsleiter in Bewegung setzen. Ich stelle mir vor, wie ich die Himmelsleiter hinaufsteige, Stufe für Stufe, getragen und umweht von der göttlichen Geistkraft, Anfang und Ende. Ich steige die Leiter empor, die Himmel und Erde miteinander verbindet. Dabei denke ich an all die Momente, in denen ich diese Verbindung zwischen Himmel und Erde spüre: überall dort, wo sich Menschen mit Leidenschaft für andere engagieren, wo Menschen füreinander eintreten, wo sich Menschen zum Lob Gottes einander das Beste wünschen, sich gegenseitig zum Wachsen und Blühen ermutigen.

Die Himmelsleiter führt mich hinauf und hinunter, geleitet vom sehnsüchtigen Blick in den Himmel, doch mit einem vollen Herzen für die Menschen auf unserer Erde. Hinauf und hinunter, voll Hoffnung auf den, der die Erde himmlischer und den Himmel menschlicher gemacht hat und beides miteinander verbindet.

„Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde!“ Ich wünsche dir für den Abschluss dieses Jahres den weiten, verheißungsvollen Blick der Himmelsleiter. Ich wünsche dir, dass du diese geistumwehten Momente erleben kannst, vergoldete Sekunden, in denen Gerechtigkeit und Frieden sich küssen, in denen sich Himmel und Erde berühren. Momente tiefer Mitmenschlichkeit, auch in schweren Zeiten, die dich berühren und wärmen und dein Herz für die Sehnsucht weiten, mit der etwas Neues beginnen kann – sogar am letzten Tag des Jahres.

Gebet

Gott, du Ewiger, wir erinnern uns an dieses Jahr, an das, was es uns gebracht hat. Weite unsere Herzen für deine Gegenwart, umwehe uns mit deinem Geist, damit wir getrost ins neue Jahr gehen können. Amen.

Den geistlichen Impuls für jeden Tag finden Sie im AndachtsCast.

Weitere Impulse