Der Sonntag nach Ostern trägt den Namen Quasimodo-geniti, was „wie die Neugeborenen“ bedeutet. „Wie neugeboren“ stehen wir im Licht des Ostermorgens. „Wie neugeboren“ bringt Gott in uns die Hoffnung zur Welt. Wenn die Kraft der Auferstehung uns berührt, werden wir hineingeboren in ein neues Leben, das kein Ende kennt. Wir sind es: „Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“.
Wir sind neu geboren zu einer lebendigen Hoffnung auf auferstehendes Leben mitten in den Gewaltexzessen und Krisen dieser Welt. Am Ostermorgen treten wir an der Seite des Auferstandenen aus dem Schatten des Todes heraus. In dieser Nacht leuchtet das Licht des Auferstanden in die Massengräber der Schlachtfelder, in die stillen Schreie der Sterbenden, der Geiseln und der Gefolterten.
Dies ist die Nacht, in der die Hoffnung aufleuchtet für eine Welt, die im Dunkel der Machtgier, des Machtmissbrauches und der Gleichgültig zu versinken droht. „Durch Feuer geläutert“ dringt in dieser Nacht die Freude des Osterfestes in das Dunkel der Verzweiflung und Ohnmacht.
Der Verfasser des Petrusbriefes tritt allen lebenszerstörenden Mächten mit der Kraft der lebendigen Hoffnung entgegen. Nicht der Blick in das leere Grab hat Petrus die Hoffnung zurückgebracht. Seine Neugeburt durchlebte er in der Begegnung mit dem auferstandenen Christus. „Hast du mich lieb?“ Mit dieser Frage Jesu beginnt für Petrus der Weg in ein neues Leben. Die Schatten des Verrats, der Schuld und des Todes fallen hinter ihn.
„Wie neugeboren“ steht Petrus in einer lebendigen Hoffnung, die ihn dem Ziel des Glaubens, der ewigen Seligkeit „entgegenträgt“. „Wie neugeboren“ ruft uns Gott durch das Wasser der Taufe hindurch in ein neues Leben, das in uns Freude weckt, die uns nichts und niemand mehr nehmen kann. Gott bringt mit dem Licht des Ostermorgens in uns die Hoffnung zur Welt.
Jürgen Moltmann, der im letzten Jahr verstorbene „Theologe der Hoffnung“, fasst in seinem Buch „Im Ende – der Anfang. Eine kleine Hoffnungslehre“ diese lebensverändernde Kraft der Auferstehung Jesu Christi in Worte. Er schreibt: „Christliche Hoffnung ist die Kraft der Auferstehung aus den Versagungen und den Niederlagen des Lebens. Sie ist die Kraft der Wiedergeburt des Lebens aus den Schatten des Todes. … Der lebendige Gott ruft immer ins Leben, ob wir geboren werden oder ob wir sterben, ob wir anfangen können oder ob wir am Ende sind. Seine Nähe macht immer und überall lebendig.“ Diese lebendige Hoffnung stirbt nicht, auch nicht zuletzt. Sie ist lebendig und macht uns lebendig. Denn: „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!“