Nüchternheit ist angesagt im Blick auf das neue Jahr. Schwarzbrot, keine Sahnetörtchen, nicht einmal Laugenweckle zum Sonntagsfrühstück. Denn wir -haben im letzten Jahr besonders schmerzlich gelernt: Nichts ist wirklich sicher und planbar. Weder unsere geheizten Wohnungen noch unsere Unversehrtheit oder unser Wohlstand. Terror und Naturgewalten können uns ereilen, und auch der Friede hierzulande, selbst der Seelenfriede, ist tief erschüttert.
Wir können keine Prognosen abgeben im Blick auf das, was heute oder morgen oder in einem Jahr sein wird. Nicht einmal ungefähre Vorhersagen. Auch die Zeiten der stetigen Gewinnmaximierung sind vorbei. Jakobus treibt es auf die Spitze und fragt: „Was ist euer Leben? Dunst seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.“ Das möchte ich wirklich nicht hören zum neuen Jahr, möchte die eigene Endlichkeit nicht zum Thema machen, auch wenn sie mir bewusst ist. Aber man hofft ja doch, dass es einen noch lange nicht trifft.
Nichts aber ist hundertprozentig planbar – und gleichzeitig müssen wir dennoch planen und sorgen und -wollen vorankommen. Aber vielleicht sollten wir dabei eine demütig-kluge Haltung einnehmen und uns darüber klar werden, dass nichts, rein gar nichts, selbstverständlich ist. Jakobus lehrt uns, eine Kultur der -Bescheidenheit einzuüben, die uns vor allzu großer Hybris bewahrt. Womöglich erkennen wir dabei wieder, was uns so reichlich geschenkt ist: Frieden, Demokratie, Freiheit, Meinungsvielfalt, medizinische Versorgung, satt zu essen und ein Dach über dem Kopf. Das ist viel in diesen Zeiten!
Die Nüchternheit des Jakobus mag uns zufriedener machen und zugleich entschlossener, das Geschenkte zu verteidigen gegen Radikalismus, Ungerechtigkeit und einfache Denkmuster. Gesunde Schwarzbrotnüchternheit erklingt in moderaten Tönen: „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies und das tun.“ Viel zu oft wurde dieser Satz schon als Floskel benutzt. „Sub conditione jacobaea“ fügte man elegant zu geplanten Terminen hinzu, um mit den letzten Fetzen des Lateinunterrichts zu glänzen.
Spüren wir aber bei diesem Vorzeichen des Jakobus jenen deutlichen Rest von Unverfügbarem in unserem Leben, dann wird uns vielleicht tief im Herzen bewusst, dass wir uns jeden Tag Gott verdanken. Nur in der Geborgenheit seiner Liebe und von seinem lebendigen Geist beflügelt, werden wir dies oder das tun. Diese Haltung kann entlastend sein, denn wir müssen dann auch nicht alles aus eigener Kraft stemmen!
Wie sollen wir also leben 2024? Ein weiser Lehrer hat einmal augenzwinkernd gesagt: „Folgen wir einfach der Stimme des Engels in uns, wir wissen doch meistens ganz genau, was er uns sagt!“ Gehen wir also lauschend und mutig ins neue Jahr. Stellen wir Jakobi Vorbehalt vor unsere Pläne und tun dann, was dem Leben dient. Eine Garantie gibt es nicht, aber die Verheißung: Gott will, dass wir leben! Lasst uns voll Zuversicht aufbrechen ins Jahr 2024. Gott behüte uns!