Impuls

Unser tägliches Brot

Impuls für den 7. Sonntag nach Trinitatis: 2. Mose 16,2-3.11-18.

 

2. Mose 16,2-3.11-18 (in Auszügen) 

Und die Israeliten sprachen: Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des Herrn Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen. Denn ihr habt uns dazu herausgeführt in diese Wüste, dass ihr diese ganze Gemeinde an Hunger sterben lasst. Und der Herr sprach zu Mose: Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Und am Abend kamen Wachteln herauf und bedeckten das Lager. Und am Morgen lag Tau rings um das Lager. Und als der Tau weg war, siehe, da lag’s in der Wüste rund und klein wie Reif auf der Erde. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das euch der Herr zu essen gegeben hat. Das ist’s aber, was der Herr geboten hat: Ein jeder sammle, soviel er zum Essen braucht.

Elke Dangelmaier-Vinçon in einer Kirche
Foto: Ludmilla Parsyak
Pfarrerin Elke Dangelmaier-Vinçon leitet das Dekanat Stuttgart-­Zuffenhausen.

Satt werden, ohne sich anstrengen zu müssen, das war jahrhundertelang ein Traum. Und auf den ersten Blick wirkt auch die Erzählung von Manna und Wachteln wie ein biblisches Schlaraffenland.

Doch es geht um anderes. Gerade der Sklaverei in Ägypten entronnen, stellen die Israeliten fest, dass Freiheit anstrengend ist. Zuvor waren sie zwar unterdrückt, aber sie wurden notdürftig versorgt. In der Wüste plagte sie erst der Durst – Gott verhalf ihnen zu Wasser. Jetzt knurren die Mägen und schon verklärt sich die Vergangenheit. Wehmütig denken sie an die Fleischtöpfe Ägyptens zurück. Sie vergessen, dass sie zwar das Feuerholz schleppten und die Zwiebeln schälten, aber keinen Bissen aus diesen Töpfen bekamen. Früher war einfach alles besser, behaupten sie. Sie bruddeln und maulen Gott und Mose die Ohren voll. Und Gott hilft.

Erschöpfte Wachteln fallen ihnen vor die Füße. Sie müssen sie nur noch einsammeln und zubereiten. Am Morgen liegen kleine weiße Körnchen auf dem Boden. Sie schmecken ein bisschen süß. „Man hu?“, fragen sie sich, „was ist das?“ „Man hu“ – „Manna“, das Wüstenbrot.

Wie Menschen so sind, fangen sie an zu sammeln. Die einen raffen gierig, die anderen sind bedächtig. Am Ende bleibt für alle genug, um satt zu werden. Niemand muss hungern. Selbst die nicht, die gar nicht sammeln können. Ein alter Menschheitstraum: dass für alle genug da ist. Dass alle satt werden können.

Gott schenkt ausreichend. Damals in der Wüste Manna, Brot, das Lebensnotwendigste, und dazu Wachteln, also sogar mehr als das, was es zum Überleben braucht. Aber die Israeliten machen auch die Erfahrung, dass sie nicht mehr sammeln sollten, als sie brauchen. Wer gierig ist, wer hortet, stellt am nächsten Morgen fest, dass es verdorben ist. Da ist buchstäblich der Wurm drin. Auch heute schenkt Gott genug. Niemand auf der Welt müsste hungern. Würden nicht die reichsten Länder auf Kosten der Armen leben. Ungerechte Handelsbedingungen, Kriege und Profitgier sorgen dafür, dass die einen hungern und die anderen im Überfluss leben. Unser Wirtschaftssystem wird angetrieben von der Gier nach immer mehr. Wachstum um fast jeden Preis. Doch immer stärker spüren wir, dass auch in unserem Wirtschaften der Wurm drin ist. Die Schöpfung ächzt, das Klima verändert sich und immer noch leiden viel zu viele Menschen unter Hunger.

Jesus Christus hat uns die Bitte um das tägliche Brot gelehrt und damit das Maß gesetzt. So wie Gott dort in der Wüste dafür sorgte, dass für jede und jeden genug war. Wenn wir unser Handeln und Entscheiden daran messen, verändern wir die Welt in seinem Sinne.

Gebet

Gott, wir bitten dich um das tägliche Brot. Für uns und für alle Menschen. Öffne unsere Herzen und Hände und lehre uns zu teilen. Damit alle haben, was es zum Leben braucht, und die Erde ein guter Platz für alle wird.

Den geistlichen Impuls für jeden Tag finden Sie im AndachtsCast.

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