Impuls

Vom Aufstehen

Impuls für den Ostersonntag: 1. Samuel 2,1-8.

1. Samuel 2,1-8 

Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn, mein Horn ist erhöht in dem Herrn. Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils. Es ist niemand heilig wie der Herr, außer dir ist keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist. Lasst euer großes Rühmen und Trotzen, freches Reden gehe nicht aus eurem Munde; denn der Herr ist ein Gott, der es merkt, und von ihm werden Taten gewogen. Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke. Die da satt waren, müssen um Brot dienen, und die Hunger litten, hungert nicht mehr. Die Unfruchtbare hat sieben geboren, und die viele Kinder hatte, welkt dahin. Der Herr tötet und macht lebendig, führt ins Totenreich und wieder herauf. Der Herr macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse.

Foto: Gottfried Stoppel
Gabriele Wulz leitet die ­Prälatur Ulm.

Mitten in der Nacht steht eine Frau auf. Die Pilgerschar um sie herum schläft tief und fest. Nach dem anstrengenden Weg, nach Gottesdienst, Opferfest und gutem Essen sind alle dankbar, einen Platz zum Schlafen gefunden zu haben. Nur eine findet keinen Schlaf. Hanna. Sie steht auf. Geht zurück in den Tempel. Betet. Weint. Tränen sind ihre Speise. Tag und Nacht. Der Priester meint, sie sei betrunken, und will sie aus dem Tempel werfen. Aber dann merkt er: Hier ist ein verzweifelter Mensch. Die Frau, die er für betrunken gehalten hat, ist mehr tot als lebendig.

„Mein Herz habe ich vor Gott ausgeschüttet“, sagt Hanna zum Priester Eli. Ihr Innerstes hat sie nach außen gekehrt. Ihre Zurücksetzung, ihre Demütigungen, ihre Not und ihre Angst. Und Eli gebietet ihr zu gehen. In Frieden zu gehen. Denn Gott werde, so sagt er ihr beim Abschied, ihre Not wenden. Und es wird wahr, was Eli angekündigt hat. Hanna wird schwanger, und als sie ihr Kind geboren hat, gibt sie ihm den Namen Samuel, das heißt: Gott hat gehört.

Ein Jahr später wird in Silo wieder gefeiert, geschlachtet und geopfert, und als alle zusammensitzen, steht Hanna auf und singt ihr Lied. Es ist das Lied einer aufgerichteten Frau. Einer Frau, die nicht mehr am Boden liegt. „Der Herr tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf.“ In dieser Formulierung findet sich österliche Erfahrung – lange vor Ostern.

Das Lied der Hanna ist ein Beispiel dafür, was Paulus gemeint hat, als er schrieb: „Christus ist auferweckt worden am dritten Tage nach der Schrift“ (1. Korinther 15,4). In der ganzen Schrift sind ja Spuren gelegt, Erfahrungen aufbewahrt und Hoffnungen formuliert, die auf Ostern verweisen und die den Gott preisen, der aus dem Tod ins Leben ruft.

Die ganze Schrift erzählt von Menschen, die aus Todesangst und Verzweiflung ins Leben zurückgefunden haben, die aufgestanden sind „zur Auferstehung mitten am Tage“, wie es im Gedicht „Auferstehung“ von Marie Luise Kaschnitz heißt.

Ostern – so die Botschaft des Predigttextes aus dem 1. Samuel-Buch – ist unfassbar, aber zugleich eingebettet in die Geschichte des Glaubens, die mit Abraham und Sara beginnt und weitergeht. Bis heute.

Gebet

Herr, unser Gott, du hast dem Tod die Macht genommen. Wir danken dir, dass du uns nicht in Angst und Trübsal versinken lässt, sondern uns die Augen öffnest für das Unfassbare, das am Ostermorgen geschehen ist. Du machst alles neu. Du schenkst Hoffnung. Du weckst Glauben, der weiterreicht als alle unsere Vernunft. Erfülle uns mit österlichem Licht. Amen.

Den geistlichen Impuls für jeden Tag finden Sie im AndachtsCast.

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