Impuls

Zuhören und reden

Impuls für den Sonntag Sexagesimä: Apostelgeschichte 16,9-15.

Apostelgeschichte 16,9-15 (in Auszügen nach der Basisbibel)

Am Sabbat gingen wir durch das Stadttor hinaus an den Fluss. Wir nahmen an, dass dort eine jüdische Gebetsstätte war. Wir setzten uns und sprachen zu den Frauen, die an diesem Ort zusammengekommen waren. Unter den Zuhörerinnen war auch eine Frau namens Lydia. Sie handelte mit Purpurstoffen und kam aus der Stadt Thyatira. Lydia glaubte an den Gott Israels. Der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten von Paulus aufmerksam zuhörte. Sie ließ sich taufen zusammen mit ihrer ganzen Hausgemeinschaft.

Pfarrer Christoph Fritz
privat
Christoph Fritz ist Pfarrer in Hohenhaslach und Groß­sachsenheim, Dekanat Vaihingen-­Ditzingen.

Deutschland braucht dringend eine neue Regierung. Auch als Jesusleute werden wir daher nach bestem Wissen und Gewissen unsere Stimme abgeben, gespannt auf die ersten Hochrechnungen warten und dann in den kommenden Jahren für die Männer und Frauen beten, die von „uns“ in Verantwortung gerufen wurden. Gott sei Dank gibt es auch im Jahr 2025 noch Menschen, die bereit sind, politische Verantwortung in unserem Land zu übernehmen.

Der vorgegebene Predigttext des Wahlsonntags macht nun aber deutlich, dass Deutschland noch etwas so viel Wichtigeres braucht als eine neue Regierung. Natürlich beginnt der Bibeltext nicht damit, dass ein Politiker am Abend des 6. November 2024 eine Wutrede hielt, sondern der Text beginnt mit der Schilderung einer nächtlichen Erscheinung im Jahr 50 nach Christus. Ein Mann ruft Paulus samt Missionsteam nach Europa. Gott selbst war damals am Wirken, denn: Europa braucht das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus.

Das Faszinierende beim erstmaligen Überbringen dieser Botschaft in Europa war, dass der große Völkermissionar keine gewaltige Predigt vor Tausenden Zuhörern hielt. Stattdessen setzte sich das Missionsteam einfach zu ein paar Frauen an den Fluss und schwatzte mit ihnen.

Damit Gottes Traum für Europa wahr wird, braucht es also keine vollen Stadien oder Gotteshäuser, es braucht keine Kanzel und auch keinen schwarzen Umhang, es braucht keine einflussreichen Menschen und nicht einmal eine gute Internetverbindung. Stattdessen wurde und wird der Traum Gottes für Europa wahr, wenn man sich am Flussufer, beim Kindergartenfest oder in der Kantine in Ruhe zu seinen Mitmenschen setzt und über Gott und die Welt ins Gespräch kommt. Zeit zum Zuhören und Reden reichen völlig aus, damit Gott das Entscheidende tun kann: „Der Herr öffnete das Herz.“

Als Paulus das weit geöffnete Herz der Lydia sah, da erzählte er der Purpurhändlerin von dem König aller Könige im Purpurmantel (Johannes 19,5) und davon, dass das Volk diesen König nicht anerkannte. Mit Entsetzen wird Lydia gehört haben, dass Jesus seinen Purpurmantel ablegen musste, dass er gefoltert und verlacht wurde und schließlich wie ein Schwerverbrecher am Kreuz erstickte.

Und als Paulus der Lydia dann auch noch erzählte, dass im Moment des Todes der purpurrote Vorhang im Tempel (2. Mose 26,31) von oben nach unten zerriss, da wird die Purpurhändlerin es verstanden haben: „Jesus starb aus Liebe, auch für Europäer. Nun gibt es keine Trennung mehr zwischen Gott und den Menschen. Wenn ich mich dem König Jesus anvertraue, darf ich ein Königskind sein und für immer in Gemeinschaft mit Gott leben.“ Diese Botschaft im Herzen ist das Entscheidende für ganz Europa, aber in der kommenden Legislaturperiode vor allem auch für uns hier in Deutschland.

Gebet

Vater im Himmel, öffne auch weiterhin in ­Europa das Herz vieler Menschen für dich. Zugleich bitten wir dich um Weisheit und Liebe für all diejenigen, die bei der Bundestagswahl in Verantwortung gerufen werden. Amen.

Den geistlichen Impuls für jeden Tag finden Sie im AndachtsCast.

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