Prälatur Heilbronn

Ada Isensee malt mit Licht

CRAILSHEIM (Dekanat Crailsheim-Blaufelden) – In Zeiten wie diesen ist es eher ungewöhnlich, dass eine Kirchengemeinde viel Geld für Kunst in die Hand nimmt. In der Crailsheimer Johanneskirche gibt es seit Jahresbeginn vier neue Glasfenster von Ada Isensee aus Buoch. Von Mathias Bartels

Heilbronn
Foto: Mathias Bartels

Mit einem Festgottesdienst sind dieser Tage neue Werke von Ada Idensee vorgestellt worden. Damit hat sich für die bald 80-jährige Künstlerin ein Kreis geschlossen, der sich für sie vor gut sechs Jahren mit dem Auftrag für zwei große gotische Glasfenster links und rechts vom Chor der ehrwürdigen, 1398 geweihten Johanneskirche aufgetan hatte. Jetzt sieht sie ihren „Crailsheimer Auftrag als erfüllt“ an. Die Gemeinde ist zufrieden, und Pfarrer Uwe Langsam als einer der Hauptinitiatoren schwärmte im Gottesdienst:

Die Finsternis vergeht, das wahre Licht scheint jetzt.

Pfarrer Uwe Langsam

Das Besondere in Crailsheim: Alle sechs Isensee-Kunstwerke wurden allein dank Spenden von Stiftern und Sponsoren finanziert – in der Summe rund 140 000 Euro. „Kein Pappenstiel in Zeiten wie diesen“, meint Uwe Langsam und fügt dankbar an: „Die Initialzündung durch ein Crailsheimer Ehepaar hat 2018 dazu geführt, dass letztlich auch für die folgenden Kunstwerke die Finanzierung relativ schnell sichergestellt werden konnte.“

Verbindendes theologisches Thema aller sechs Bilder ist das Licht – fast schon naheliegend, wo doch Glaskunst an sich schon stets auf das Licht angewiesen ist, um wirkmächtig zu werden. Ada Isensee, Witwe des Doyens der deutschen Glaskunst Hans Gottfried Stockhausen, malt gewissermaßen mit Licht. Das von ihr ausgewählte Material bemalt sie aber nicht nur, sie färbt und ätzt es, zeichnet und sandstrahlt. Die 1944 in Potsdam geborene Künstlerin war studierte Psychologin, bevor sie ihrer Liebe zur Kunst nachgab. Wie ihr Mann hat auch sie ungezählte Glasbilder für Kirchen geschaffen.

„Himmel und Erde“ mit der Schöpfungsgeschichte, „Der brennende Dornbusch“ des Mose, „Jona und der Walfisch“ als Symbol für die Auferstehung und „Das Gleichnis vom Samenkorn“ als Sinnbild für das Reich Gottes sind die Themen der vier neuesten Rundglasfenster. Die beiden 2018 und 2020 entstandenen Kunstwerke der gotischen Fenster tragen die Titel „Gesetz und Gnade“ sowie „Der Herr ist mein Licht und mein Heil“.

Die Crailsheimer Hauptkirche besitzt nun nicht nur neue Glasfenster, die dem Innenraum eine warme, farbige Atmosphäre verleihen. Sie vermitteln zudem durch ihre Lichtfarbigkeit emotionale Wärme. Überregionale Aufmerksamkeit wurde der Johanneskirche zuletzt zuteil, weil Kunsthistoriker vermutet hatten, dass am Hauptaltar aus der Nürnberger Werkstatt des Michael Wolgemut der junge Albrecht Dürer mitgewirkt haben könnte.

Foto: Mathias Bartels

Doch zurück zum Ansinnen der Künstlerin: „Die geistig-seelischen Dimensionen der menschlichen Existenz mit den Mitteln des Sinnbildes auszuloten, macht das Wesen meines künstlerischen Schaffens aus“, heißt es auf Ada Isensees Internetseite.

Ihre Bilder beschreiben die Existenz des Menschen zwischen Hell und Dunkel, kosmischem Licht und erdgebundenem Schatten. Gerade das transparente Material Glas lässt sie in seiner zweifachen Beschaffenheit aus Licht und Materie als Grenzgängerin zwischen den Realitäten erscheinen.

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