„Wenn du eine Schule baust, dann schicke ich meine Tochter zu dir.“ Diesen Satz hörte David Kirupakaran Ende der 70er-Jahre in den Slums seines Heimatortes Salem, einer Großstadt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Der Halbwaise hatte gerade sein Studium im Bishop-Heber-College in Trichy abgeschlossen, gefördert von einer Patenschaft des EC-Jugendbundes der Liebenzeller Gemeinschaft in Schwaigern. David wusste, dass Kinder in den Slums ohne Unterstützung keine Chance auf Bildung haben. 1980 begann er mit der Schularbeit sowie der Gemeindearbeit. Seit 1983 bestehen durch seinen Besuch bei den Liebenzellern persönliche Kontakte nach Schwaigern. Auch seine Frau Esther, ehemalige Lehrerin für Mathematik sowie Rektorin und wie David mittlerweile im Ruhestand, pflegt diese Freundschaft seit Jahren. Sie nahm gern am – durch Corona verschobenen – Jubiläumsabend der Christopher Indienhilfe im Gemeinschaftszentrum der Liebenzeller teil.
Die virtuelle Reise nach Indien verdeutlichte, dass das siebtgrößte Land der Welt, das über eine der international größten Softwareindustrien verfügt, weiterhin auf Spenden angewiesen ist, um armen Kindern eine Zukunft zu ermöglichen.
Über die Hälfte der Inder sind Analphabeten, außerdem gibt es ein extremes Stadt-Land-Gefälle.
berichtete Walter Schmalzhaf
Er hat 2002 den gemeinnützigen Verein Christopher Indienhilfe gegründet. Seine Frau Brigitte, Sohn Stefan und dessen Frau Annika sind ebenfalls ehrenamtlich aktiv und schauen sich die Projekte vor Ort an.
Staatliche Schulen sind rar und die Privatschulen für die Landbevölkerung zu teuer. Der Verein vermittelt Patenschaften für arme Kinder, damit diese die christlich geführten Schulen von David und Esther besuchen können. Dort zahlen die Eltern zwei bis zehn Euro Schulgeld im Monat. Das deckt nicht die Kosten. Aber „weil die Eltern Schulgeld bezahlen, schicken sie ihre Kinder in die Schule, quasi als Gegenleistung. Sonst müssten die Kinder arbeiten und würden, wie die Eltern, Tagelöhner werden“, erzählte Annika Schmalzhaf. Das Kastensystem trägt auch zu den gesellschaftlichen Problemen bei.
Es gibt zwar verfassungsgemäß die Religionsfreiheit, aber in die hierarchisch gegliederten Kasten wird man hineingeboren und diese bestimmen den weiteren Weg.
Stefan Schmalzhaf
Die Kinder stammen überwiegend aus hinduistischen und muslimischen Elternhäusern, sodass David dort Überzeugungsarbeit leisten muss. Christen als Minderheit haben in den Dörfern oft zu leiden.
Der Neubau eines Kinderheims ist das aktuelle Spendenprojekt, dessen Umsetzung jedoch durch die Regierung mit immer neuen Auflagen behindert wird. Trotz aller Hürden ist die Mission des Ehepaares erfolgreich, wie der Werdegang ehemaliger Schüler von Esther an der Christopher English School und der Christopher Matriculation Higher Secondary School zeigt. Sie arbeiten als Lehrer, Arzt und Krankenschwester, im IT- und Bankenbereich, als Luftfahrtingenieur in Dubai, bei Vattenfall in Schweden und Vorwerk in Deutschland. 2017 übernahm Sohn Salomon das Lebenswerk seiner Eltern, denen die Kinder auch im Ruhestand am Herzen liegen.