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Prälatur Heilbronn

Christen bei Daimler: Glaube im Berufsalltag

WAIBLINGEN/STUTTGART – In der Automobilindustrie entstehen weltweit immer mehr ­Gebetskreise. Die Initiative kommt von Christen aus Württemberg. Von Uta Rohrmann

In einer Veranstaltungshalle wird auf der Bühne vor Publikum musiziert. Heilbronn
Christen bei Daimler & Benz
Die Christen bei Daimler organisieren immer wieder große Treffen, wie dieses Worship-Konzert 2019.

Der Start ist verheißungsvoll. Als der Entwicklungsingenieur Helmut Keller 1987 in die Firma Daimler eintritt, machte er bald eine erfreuliche Entdeckung: In seiner Waiblinger Versuchsabteilung gab es vier Kollegen, für die – so wie für ihn – der christliche Glaube eine wichtige Rolle spielte. Bald entsteht die Idee, sich wöchentlich in der Mittagspause zu treffen, um zu sprechen und gemeinsam zu beten – für die Firma, für die Kolleginnen und Kollegen, für alles, was sie umtreibt.

Ein „Christentreffen unterm Stern”

Helmut Keller, der später auch an den Standorten Esslingen und Sindelfingen arbeitete, lernte immer mehr Menschen kennen, die vor dem Mittagessen in der Kantine die Hände falteten. Er vernetzte die Christen. 2006 standen über 150 Personen auf seiner Liste, die er zu dem seither jährlich im November stattfindenden „Christentreffen unterm Stern“ nach Weinstadt-Beutelsbach einlädt. Die von Musik und Lobpreis umrahmten Christentreffen mit in­zwischen rund 600 Besucherinnen und Besuchern machen Mut, Christsein im Beruf zu leben. 

Nach jedem Christentreffen entstehen zwei bis drei neue Gebetskreise, inzwischen sind es über 50

berichtet Helmut Keller.

Wie sich Christen bei Mercedes Benz vernetzen

Sieben lächelnde Männer posieren in passenenden Poloshirts für ein Gruppenfoto.
Christen bei Daimler & Benz
Das Leitungsteam der „Christen bei Daimler & Benz”. Unten links Helmut Keller; Jakob Josua Moses ist der zweite von links in der hinteren Reihe.

„Work and pray every day“, arbeite und bete jeden Tag, lautet der ­Slogan des Netzwerks „Christen bei Daimler & Benz“ mit rund 1500 Mitgliedern. Das Anliegen, Christen unterschiedlicher Gemeinden, die vielleicht sogar im selben Büro sitzen, ohne voneinander zu wissen, in diesem Sinne zusammenzubringen, teilt auch Jakob Josua Moses.

Als er 2009 als Werkstudent und Praktikant zu Daimler kam, wusste er noch nichts vom Netzwerk. Inzwischen gehört der 41-jährige Technologiemanager zum Leitungsteam der ehrenamtlichen Organisation. Der 69-jährige Gründer Keller unterstützt die Arbeit im Ruhestand weiter, stellt beispielsweise Newsletter mit Gebetsanliegen zu­sammen.

Gebetstreffen auch virtuell

Größe, Art und Ablauf der einzelnen Gebetskreise seien durchaus unterschiedlich, hätten aber den­selben Schwerpunkt: das Gebet für die Mitarbeiter und das Unternehmen. In Sindelfingen trifft man sich wöchentlich über Mittag im Besprechungsraum oder läuft draußen eine Runde, tauscht sich darüber aus, wofür man dankbar ist und betet für Personen im beruflichen Umfeld. Auch eine Kurz­andacht ist dabei.

„Virtuelle und hybri­de Gebetstreffen wie in Untertürkheim und Vaihingen sind für viele ebenfalls eine gute Möglichkeit“, erklärt Moses, der meist im Home­office arbeitet. Mitarbeitende in der Produktion finden schwieriger einen Raum. Betende in Hedelfingen wurden daher kreativ und trafen sich über viele Jahre im Keller des Werkes – wie in einer Katakombe. Einen virtuellen Gebetskreis gibt es auch speziell für Führungskräfte, die bei schwierigen Entscheidungen oft einsam seien, sowie für Rentner von Mercedes-Benz und Daimler Truck.

Die Daimler-Gebetstreffen gibt es weltweit:

  • Detroit und Portland (USA)
  • São Paulo (Brasilien)
  • Peking (China)
  • Chennai (Indien)
  • Kecskemét (Ungarn)

Auch bei anderen Unternehmen wird gebetet: Seit 2011 gibt es das firmenübergreifende Netzwerk „Christen in der Automobilindustrie”. Dazu gehören neben Daimler und Volkswagen auch Gruppen bei Audi, BMW, Bosch, Porsche und Schaeffler.

Die Ziele des Netzwerks

Durch Gottes Liebe und Kraft zu ­einem guten Betriebsklima und wertschätzenden Miteinander beizutragen, das ist den Gläubigen ein wichtiges Anliegen. „Bei uns in Sindelfingen hatten wir eine schwierige Situation mit einem äußerst cholerischen Chef, der selbst Probleme hatte. Ein halbes Jahr haben wir regelmäßig gemeinsam für ihn gebetet. Dann war er auf einmal wie umgedreht und sagte: ‚Ihr reagiert immer so ruhig – woher kommt das?‘“

Dass der ehemalige Klosterschüler Jakob Moses auch in Alltagskrisen Zuversicht ausstrahlt, hat schon so manchem Kollegen Mut gemacht – etwa angesichts drohender Entlassungen oder anderer Herausforderungen im Berufsalltag.

Nach Elchtest-Panne: Erfolg durch Gebete

Als 1997 die A-Klasse in Schweden vorgestellt wurde, brachte ein Journalist den Wagen zum Kippen. Der misslungene Fahrstabilitätstest oder Elchtest wurde öffentlich – eine PR-Katastrophe bahnte sich an. Dass das Problem mithilfe der Stabilitätskontrolle ESP gelöst werden konnte und sich die A-Klasse gut verkaufte, das haben die „Christen bei Daimler & Benz“ als Eingreifen Gottes erlebt, als Antwort auf viele Gebete.

Mehr über „Christen bei Daimler & Benz” auf ihrer Webseite.

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