Die Therapeutischen Wohngemeinschaften der Erlacher Höhe helfen Menschen wie Veronika Andrijević, in ein selbstständiges Leben zurückzufinden. Die Frauen wohnen in einer Haushälfte, in drei anderen Häusern leben Männer. Insgesamt gibt es 25 Plätze. Unterstützt werden sie von einer Therapeutin und einem Therapeuten. „Sie können ihr Leben frei gestalten“, sagt Diakon Klaus Engler, Leiter der Abteilung Sozialtherapeutische Hilfen bei der Erlacher Höhe. Sie müssen jedoch abstinent leben. Wer bei Alkoholkontrollen erwischt wird, muss die Wohngemeinschaft verlassen. Markus Riek schafft es. „Ich trinke nicht, weil ich nicht will“, sagt der 41-Jährige. Er war alkoholkrank, kam mit dem Gesetz in Konflikt und ins Gefängnis. Das Landratsamt Böblingen und seine Bewährungshelferin boten ihm einen Platz in der Hellen Platte an. Der Start war schwer, Riek kam mit der Abgeschiedenheit nicht zurecht. „Doch nachdem ich in der Landwirtschaft arbeiten konnte, gab mir das einen Ruck“, sagt er. „Dann ging’s steil nach oben.“
Vor gut einem Jahr zog er von der Hellen Platte hinunter in die Therapeutische Wohngemeinschaft in Murrhardt. Den Umzug aus dem strukturierten Alltag in das freiere, selbstbestimmte Leben beschreibt er als Auswilderung. Erst einmal angekommen, „lässt es sich hier gut leben“, sagt Riek.
Ein paar feste Punkte bleiben ja. So gibt es jeden Monat eine Besprechung innerhalb der Wohngemeinschaft. Wenn ihn etwas beschäftigt, kann er mit seiner Sozialpädagogin sprechen. Der gelernte Landschaftsgärtner hat einen geförderten Arbeitsplatz in der Schreinerei in Großerlach. Auch mit seinen Mitbewohnern läuft es ganz gut, „jeder schaut nach dem anderen“.
Markus Riek ist froh über die therapeutische Begleitung. Und dass er am Wochenende zu seiner Mutter fahren kann. Ansonsten hat er mit seinem alten Leben gebrochen. Begegnet er doch mal ehemaligen Weggefährten, wird seine Abstinenz akzeptiert. „Da kommen keine dummen Sprüche.“
Im kommenden Jahr hofft er, die Wohngemeinschaft verlassen und in ein Apartment in Murrhardt ziehen zu können. So hat er es mit seiner Sozialarbeiterin besprochen. Er brauche auch weiterhin Begleitung, sagt er, sonst sei die Gefahr zu groß, dass er rückfällig werde. „Ich brauche etwas Längerfristiges.“
Im Schnitt leben die Bewohner etwa 18 Monate lang in der Therapeutischen Wohngemeinschaft, dann kommt der nächste Schritt. „Für die Entwicklung der Bewohner braucht es ein gutes Umfeld“, sagt Klaus Engler. Viele haben zerbrochene Beziehungen, Schulden, fehlende Papiere – vieles muss geheilt oder geklärt werden. Auch dabei helfen die Begleiter der Erlacher Höhe.
Eines bleibt eine Daueraufgabe: in der Gesellschaft das Verständnis dafür zu schaffen, dass Sucht eine Krankheit ist. „Da gibt es noch ein dickes Brett zu bohren“, sagt Klaus Engler. Eine Suchterkrankung gilt als Behinderung. Die Gefahr bleibt ein Leben lang oder, wie Klaus Engler sagt: „Wenn man an der Abstinenz arbeitet, gibt’s immer Gesprächsstoff.“ Die Therapeutischen Wohngemeinschaften der Erlacher Höhe helfen Veronika Andrijević, Markus Riek und den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern, ihr Leben zu meistern.