Als Henry Ford die Fließbandproduktion einführte, war das eine Revolution. Statt vieler Fertigkeiten wie im Handwerk war jetzt nur noch eine gefragt und diese immer wieder. Automobilhersteller Toyota führte beides wieder zusammen, was die Produktion noch effizienter machte. „Lean production“ wurde das genannt, also schlanke Produktion.
In der Lebenswerkstatt (LW) in Heilbronn- Kirchhausen werden die Prinzipien auch angewendet. So können Menschen mit Behinderung deutlich einfachere Arbeitsschritte erledigen. Hier heißt es dann auch lieber „schlaue Produktion“.
Die Schachtel ist gefaltet, jetzt führt Timur Arzumann über die große Schütte die dicken Schrauben in die Verpackung. Bis eine kleine Schranke hochfährt und dem 23-Jährigen signalisiert, dass genügend Teile gefallen sind. „Es kommen 50 rein, das hab ich schon ein bisschen im Gefühl“, sagt er. Kein Wunder, es ist ja auch sein liebster Arbeitsplatz, innerhalb dieser Produktionslinie und generell in Kirchhausen. Am dortigen Standort der LW wurde an der Entwicklung verbesserter Arbeitsabläufe getüftelt, um so viele Menschen mit Behinderung wie möglich zu beschäftigen, ohne dass diesen dabei langweilig wird.
Das Prinzip der schlauen Produktion hat das diakonische Sozialunternehmen schon 2014 gemeinsam mit der Hochschule Esslingen eingeführt. Jeder der acht Standorte von Talheim bis Crailsheim tüftelte von da an alleine weiter. „Jede Werkstatt hat ihre Perlen und Christof Sanwald wollte als Leiter des zentralen Vorrichtungsbaus diese Perlen bergen“, erklärt Frank Schmidt, seit 2019 bei der LW und seit Februar 2022 Standortleiter in Heilbronn-Kirchhausen.
Der Vorrichtungsbau, inzwischen unter der Leitung von Michael Baumann, ist in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung unverzichtbar, denn dort werden die unterschiedlichen Hilfsmittel entwickelt, damit die Mitarbeiter ihre Aufgaben überhaupt und vor allem fehlerfrei erledigen können. Als zertifizierter Zulieferer für die Industrie ist das unerlässlich. Sanwald und Schmidt schauten sich am Standort Schwäbisch Hall die Verpackung von Schrauben für die Firma Würth genau an. „Dort gab es bereits 2019 sehr gute Standards“, betont Schmidt. Im Sinne der Wertstromoptimierung begutachtete das Duo den Prozess vom Warenausgang rückwärts zum Wareneingang, suchte nach Verbesserungsmöglichkeiten und setzte sie um.