Prälatur Heilbronn

Werkzeuge der Seelsorge

BAD MERGENTHEIM – Ehrenamtliche lernen im „KESS-Kurs", die richtigen Handgriffe für gute Seelsorge. Von Peter Keßler

Zwei Hände umfassen sich Heilbronn
Unsplash+/Andrej Lisakov
Gute Gesprächsführung, aber auch sich selbst zu reflektieren sind in der Seelsorge wichtig.

Das Kursangebot der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gibt es beim Seminar für Seelsorgefortbildung.

Die Abkürzung des Kurses ist einprägsam: KESS. Die Buchstaben stehen für den „Kurs für ehrenamtliche Seelsorger“, den das Seminar für Seelsorge-Fortbildung der Landeskirche anbietet. Das wendet sich seit 1989 auch an Frauen und Männer, die für ehrenamtliche Seelsorge in Gemeinde, Klinik oder Altersheim Anleitung und Unterstützung suchen. Für einen Neuanfang nach der Corona-Pandemie in Bad Mergentheim sorgte Susanna Herr.

„Seelsorge ist Grundaufgabe der Gemeinde“

Sie hat eine pastoralpsychologische Ausbildung, ist Supervisorin und hat bereits am Seelsorgeseminar mitgearbeitet. Als Pfarrerin an der Filderklinik in Filderstadt lernte sie ehrenamtliche Seelsorger schätzen als „Menschen, die keine Berufschristen sind“. Seelsorge sei „Grundaufgabe der ganzen Gemeinde“.

In der qualifizierten Ausbildung gehe es nicht nur um Gesprächsführung, es sei auch „wichtig, dass ich mein Leben reflektiert habe“, denn „ich selbst bin das einzige Werkzeug in der Seelsorge“. Die Theorie müsse eng verbunden sein mit dem Nachdenken über die Praxis. Im „KESS-Kurs“ werden Gespräche protokolliert und Übungen gemacht. Die Teilnehmenden sollen lernen, zu begleiten und „das zu vermitteln, was den Anderen trägt“.

Sechs Teilnehmende des KESS-Kurses erhalten ihre Zertifikate
Foto: Peter Keßler
Das Zertifikat in der Hand und bereit für die Arbeit im Krankenhaus: Fünf der sechs Absolventinnen und Absolven­ten des „KESS-­Kurses“ wurden in der Caritas-­Kirche „Maria Heil der Kranken“ auf ihr Amt verpflichtet.

Seelsorger-Ausbildung an acht Wochenenden 

Der Kurs in Bad Mergentheim, an dem fünf Frauen und ein Mann teilnahmen, startete im November 2022 und erstreckte sich über acht Wochenenden. Rahel Mack, Pfarrerin und Studienleiterin am Seelsorge-Seminar, war dabei. Die Station im Krankenhaus oder im Heim, auf der die Teilnehmer während der Aus­bildung waren, ist ihr Arbeitsfeld geblieben. Nun folgten kirchliche Amtsverpflichtung, Zertifikatsübergabe und Aussendung.

Für die Teilnehmerinnen und den Teilnehmer war der Kurs genau richtig. Cordula Günther stellte fest, sie habe gelernt, „die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und ­danach zu handeln“. Bisher habe sie im Besuchsdienst Einfühlungsvermögen und Gottvertrauen ein­gesetzt – jetzt wisse sie mehr über Gesprächsführung und Krankheitsbilder. Sie könne den Erkrankten besser zuhören und dabei Verständnis und Zugewandtheit ausstrahlen.

Schon immer habe er Seelsorger sein wollen, betonte Peter Johannsen. Jetzt, im Ruhestand, habe sich die Chance ergeben, freie Zeit mit einer „herausfordernden, doch sinnstiftenden Tätigkeit“ auszufüllen. Es erfordere Mut, an einer Krankenhaustür anzuklopfen, die Rollenspiele im Kurs hätten gutgetan. Die Auseinandersetzung mit Kommunikation, der Balance von Nähe und Distanz, die Beschäftigung mit dem eigenen Glauben und der Rolle im Gespräch seien wichtig gewesen.

Als Krankenschwester ist Monika Teichmann schon lange im katho­lischen Pflegeheim „Carolinum“ in Bad Mergentheim tätig. Sie freut sich, für die Senioren jetzt auch als Seelsorgerin da sein zu können, ­ehrenamtlich und ohne Zeitdruck. Im Kurs habe sie gelernt, „meine ­eigenen Grenzen zu erkennen und dazu zu stehen“. Sie biete „ein ­hörendes Herz für die Sorgen und Nöte am Lebensabend und Raum für Ge­borgenheit“ an.

Wir brauchen diese ehrenamt­lichen Seelsorger

sagt Pfarrerin Rahel Mack

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