Yury Kharchenko ist Jude, seine Vorfahren stammen aus der Ukraine. Er ist in Moskau aufgewachsen, bis er elf war. Mitte der 90er-Jahre siedelte seine Familie nach Deutschland über. Heute lebt er in Berlin. Als was er sich am ehesten fühle? „Als Künstler“, sagt er nach kurzem Überlegen.
In seinen Werken setzt sich der 38-Jährige auch mit seiner eigenen Identität auseinander. Am Beginn seiner Ausstellung „Welcome to Jewish Museum“, die derzeit im Hällisch-Fränkischen Museum in Schwäbisch Hall zu sehen ist, stehen Porträts seiner Urgroßeltern und seiner beiden Großväter. Seine Urgroßmutter Rachel wurde von den Nationalsozialisten umgebracht, sein Urgroßvater Abraham kam im sowjetischen Gulag ums Leben.
Kharchenko sagt, die Verbrechen des Kommunismus seien in ihrem Ausmaß nicht weniger schlimm als die der Nationalsozialisten gewesen – wenngleich die industrielle Vernichtung der Juden durch die Nazis einzigartig bleibe. Die kommunistische Ideologie habe aber deutlich mehr Todesopfer gefordert als die nationalsozialistische.