„Im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer teilen wir alle eine große Unsicherheit“, sagt Thomas Mäule. Mit seiner Frau Irmtraud leitet er den Letzte-Hilfe-Kurs der Kirchengemeinde Asperg. Nicht alle Fragen könnten vorab beantwortet werden und Pläne und Wünsche können sich ändern, sagt der Theologe. Was ist am wichtigsten am Ende des Lebens? „Zuwendung“, sagt Mäule.
„Ich bin für dich da“, das sagt sich leicht in guten Tagen. Doch im Umgang mit Todkranken und Sterbenden dominieren eigene Ängste. Auch beim Umgang mit ihnen sollen die Letzte-Hilfe-Kurse helfen. Entwickelt wurden sie von Georg Bollig, einem Palliativmediziner und Notarzt aus Schleswig. Dort fand 2015 der erste Kurs statt. Inzwischen werden die Kurse mit den Themen Vorsorge, Begleiten und Umsorgen am Lebensende, bei Tod und Sterben in Modulen bundesweit angeboten. Die Kirchengemeinde und die Familienbildungsarbeit Asperg luden kürzlich nach Möglingen ein. Das Interesse war groß, die Teilnehmer stellten viele persönliche Fragen.
„Woran erkenne ich, dass der Sterbeprozess begonnen hat?“, „Wie führe ich Gespräche mit Sterbenden?“, „Wie gehe ich sicher, dass das Pflegepersonal dem Wunsch der Angehörigen nachkommt?“ Irmgard Mäule, gelernte Krankenschwester und erfahren im Palliativalltag, sagt: „Manchmal ist Stillsein wichtiger als jedes Wort.“ Der Sterbende äußere sich auf seine Weise. Der Gehörsinn sterbe zuletzt, Gespräche im Sterbezimmer müssten rücksichtsvoll geführt werden. Die meisten Menschen hätten im Sterbeprozess kaum Hunger oder Durst. Sie seien matt und wollten nur schlafen.
Sterbende Menschen können aber auch für Überraschungen sorgen. So verlangte eine Frau, die seit Tagen in der Erwartung der Ankunft ihrer Familie vor sich hin dämmerte, in einem wachen Moment: „Gib mir Fleisch.“ Ein fast blinder Mann, den Helligkeit jeder Art störte und der deshalb die Augen geschlossen hielt, riss sie kurz vor seinem letzten Atemzug auf.
„Es gilt, was die Betroffenen wünschen“, sagt Thomas Mäule und berichtet von einer Situation in einem Pflegeheim. Eine Dame wünschte „das Abendmahl“. Die Pflegende verstand „Abendessen“ und wunderte sich: „Sie hatten doch schon eines, aber dann bringe ich ihnen noch eines.“