Nila Schlenkers Leben ist von Veränderung geprägt
„Jeder Mensch hat einen humanen Kern in sich, wenn er geboren wird“, ist Nila Schlenker überzeugt. Ehe ihr Vater Christ wurde, war er Moslem. In der Heimat der Familie, in Indonesien, hat Nila erlebt, dass Weihnachten und Zuckerfest gemeinsam gefeiert wurden. Diese Toleranz wünscht sie sich auch für Deutschland, ihrer zweiten Heimat, in der sich die Christin der Philosophie zuwandte.
In der Philosophie kann ich freier denken.
sagt Nila Schlenker
Geboren ist die Mutter zweier Töchter in München. Dort arbeitete ihr Vater als Studentenpfarrer. Als sie zwei Jahre alt war, ging die junge Familie zurück nach Indonesien. Nila ging dort in die Schule und lernte Indonesisch. Dann wurde der Vater zur Baseler Mission berufen. Nila erinnert sich an gute Jahre mit verständnisvollen Lehrern und Mitschülern.
Später zog die Familie nach Villingen-Schwenningen. Der Vater wurde Gemeindepfarrer. „Mein Start da war hart. Die Schülerinnen und Schüler haben mich überhaupt nicht angenommen, erst der zweite Start an einer anderen Schule gelang“, sagt sie. Sie, die Musikalische, spielte Orgel und Geige, auch im Gottesdienst.
Mit dem Tod des Vaters kam die Frage nach dem Sinn des Lebens
Als ihr Vater starb, fiel sie, wie sie sagt, „ins Loch“. Ihre Arbeit als Röntgen-Assistentin, die sie nach Abitur und Berufsausbildung leistete, erschien ihr mehr und mehr sinnfrei. „Mir fehlte die Menschlichkeit im Klinikalltag“, sagt Nila Schlenker. Viele Gespräche hat sie damals geführt: mit Patienten in der Strahlentherapie, mit Sterbenden, auch mit krebskranken Kindern. „Manche Kinder wissen, dass sie nicht lange zu leben haben, aber deren Freude an der Gegenwart ist unglaublich“, sagt sie.
Ein Licht, das durch ein Kirchenfenster fiel, veränderte die Sicht auf ihr Leben. Nach diesem Moment der Erhebung habe sie gewusst, sie sollte Philosophie studieren. Dass der Vater schon tot war, empfand sie nun als besonderen Verlust. „Wir hätten tiefe Gespräche führen können, er war vom Typ der Philosoph, sehr liberal, voller Zweifel, meine Mutter eher die Bibelfeste“, sagt Nila Schlenker und lächelt.
Philosophie-Kurse für Kinder
Angefragt wird die Philosophin von Schulen, der Hector-Kinderakademie und anderen Bildungseinrichtungen. Ende des Sommers traf sie auf Jugendliche aus Indien, Israel, den USA und Baden-Württemberg bei „Scora meets 2024“, einem Treffen, das sich gegen Antisemitismus und Rassismus richtete. „Wir sprachen auch über die Gegensätze Hass und Liebe, Tod und Leben“, sagt Nila Schlenker. Den Gesprächsrunden und Spielen folgten künstlerische Workshops.
Glaube und Philosophie gehören zusammen. Glaube ist Voraussetzung für Wissen.
das ist für Nila Schlenker klar