Mittwoch, 9.55 Uhr. Die große Pause beginnt. Deborah Schneider eilt aufs Sekretariat, um den Schlüssel für den Raum der Schülermitverwaltung (SMV) zu holen. Der wird vom Schülerbibelkreis (SBK) mitgenutzt. Weitere junge Christinnen und Christen kommen aus verschiedenen Klassenräumen dazu. Deborah hat eine Andacht vorbereitet, die dazu einlädt, die eigene Gottesbeziehung zu reflektieren.
Auf einer Skala von 1 bis 10: Würdet ihr sagen, dass euer Glaube eher leistungsorientiert ist oder dass ihr das locker seht, weil Gott eh alles schon getan hat?
fragt die 15-jährige Deborah Schneider
Schülerbibelkreis findet in der Pause statt
Ein Austausch entsteht anhand des biblischen Berichts von Maria und Martha, nebenbei wird in die Vesperdose gegriffen. Den christlichen Glauben leben, die Nähe zu Gott pflegen – das ist die Essenz, zu der sich die Schülerinnen und Schüler, die unterschiedlichen Kirchengemeinden und Freikirchen angehören, gegenseitig ermutigen. Mehrere Jugendliche beteiligen sich am gemeinsamen Gebet, dann ist die Viertelstunde auch schon vorbei, und ab geht es wieder in den Unterricht.
Es ist uns wichtig, als Christen an der Schule zusammenzukommen, uns auszutauschen, im Glauben zu wachsen und uns gegenseitig zu ermutigen
sagt Deborah Schneider
Schüler organisieren gemeinsam
Deborah hat die Leitung des SBKs von ihrer Schwester Tabea nach deren Abitur übernommen. Salea aus der Oberstufe und Niklas, ebenfalls Zehntklässler, teilen mit ihr die Verantwortung. Auch Mitschülerinnen und Mitschüler, die bisher noch nicht viel mit christlichem Glauben zu tun hatten, lassen sich immer wieder zu den Treffen einladen. In der Mittwochspause liegt der Schwerpunkt bei der Andacht, freitags mehr bei unterschiedlichen Formen von Gebet, Stille und Lobpreis.
Schülerbibelkreis plant Aktionen für alle
Die Pause ist für die jeweils fünf bis zehn Teenager aus allen Klassenstufen Rückzugsort und Oase. Doch die jungen Christinnen und Christen wollen auch positiv in die Schulöffentlichkeit hineinwirken. So gestalte der Schülerbibelkreis zweimal im Jahr einen Schulgottesdienst, berichtet Deborah, die einer Freien evangelischen Gemeinde angehört.
Ideen hat das SBK-Team viele: Ein Adventskalender mit Bibelversen soll das Schulhaus zieren, gemeinsam mit Lehrern will man sich einmal im Monat treffen, um für die Schule zu beten. An der Schule besteht zudem die Aussicht auf einen Raum der Stille, der in Zukunft für Zusammenkünfte des SBKs genutzt werden könnte.
Entwicklung der Schülerbibelkreise
Der neue Regionalreferent der Schüler-SMD Schülerbibelkreise in Württemberg heißt Jonathan Schilling. Die SMD ist ein Netzwerk von Christen in Schule, Hochschule und akademischer Berufswelt, das 1949 als „Studentenmission in Deutschland“ gegründet wurde und heute ein freies Werk im Raum der Kirche ist. Schilling ist an jenem Mittwoch auf Einladung des SBKs des Herzog-Christoph-Gymnasiums als Zuhörer dabei und trifft sich nach der Schule mit Deborah, die dankbar ist für die Rückenstärkung.
Schülerbibelkreise sind eine große Bereicherung für Jugendliche
sagt Jonathan Schilling
Die Arbeit hat durch die Coronazeit sehr gelitten. Gab es in Württemberg vor der Pandemie etwa 180 SBKs, so seien es derzeit etwas mehr als 40. Deutschlandweit sei deren Zahl von etwa 600 auf rund 200 gesunken. Es gehe jetzt aber wieder bergauf. „Derzeit gibt es in ganz Deutschland eine Gründungsphase“, freut sich der Regionalreferent.