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Prälatur Stuttgart

In der Arche sind alle Kinder willkommen

STUTTGART – Das christliche Kinder- und Jugendwerk „Die Arche“ unterstützt Kinder aus sozial benachteiligten Familien dabei, eine Chance im Leben zu bekommen. Von Hendrik Huber

Leandro ist einer der jungen Besucher in Stuttgart. Seine Mutter hat den Achtjährigen vor zwei Jahren verlassen und bis heute hat er sie nicht mehr gesehen. Inzwischen lebt Leandro mit seinem vier Jahre älteren Bruder in Stuttgart bei seinem Vater Zoltan Haga, der gebürtiger Ungar ist. Dieser leidet an einer Krankheit, die den 60-Jährigen in seiner Bewegung immer mehr einschränkt, sodass ihm selbst das Gehen schwerfällt. Einen Beruf ausüben kann er nicht mehr.

Erziehung ist für mich ein bisschen schwer, weil Leandro keine Mutter hat. Vielleicht ist es bei mir ein bisschen langweilig für die Jungs.

sagt Leandros Vater Zoltan Haga

Doch im Oktober 2023 empfahl Leandros Schule ihm die frisch eröffnete Stuttgarter Arche. Dort gibt es ein Nachmittagsprogramm von montags bis freitags direkt nach der Schule mit Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Spielangeboten.

„Die Arche ist der beste Ort”

Inzwischen ist Leandro jeden Tag da. Wenn er von der Schule zur Arche läuft, freut er sich bereits darauf, seine Freunde zu sehen und mit ihnen zu spielen. Denn für Leandro ist die Arche etwas ganz Besonderes – „der beste Ort, den ich je gesehen habe“.

Die Arche wurde 1995 in Berlin auf Initiative von Pastor Bernd Siggelkow gegründet. Mittlerweile ist die Arche an mehr als 32 Standorten in ganz Deutschland aktiv und erreicht über 6000 Kinder und Jugendliche mit kostenlosen Angeboten. Weitere Informationen auf der Website der Arche.

Das liegt wahrscheinlich auch an den drei Kerngedanken der Arche: Kinder sollen hier das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie gewollt, begabt und geliebt sind, so beschreibt es Samuel Kalmbach, der Projektleiter. Der christliche Gedanke „Lasset die Kinder zu mir kommen, wie Jesus es den Jüngern gesagt hat“ motiviert den 26-jährigen Sozialpädagogen.

Kalmbach möchte den Arche-Kids zeigen, dass jemand für sie da ist und Zeit für sie hat. Gerade wenn die Kinder oft schon früh Gewalt, Hass und Zerstörung erlebt haben, „ist das der wohl größte Gedanke und Zuspruch, den du ihnen machen kannst“, sagt Kalmbach.

Zeit in der Arche hilft den Kindern

Diese Ermutigungen scheinen auch Leandro zu verändern. In der Arche unterstützen ihn die Mitarbeiter bei seinen Hausaufgaben und helfen ihm, zu lernen und gute Noten in der Schule zu schreiben. So kann der Achtjährige wieder träumen

Dann kriege ich gute Noten und ein gutes Zeugnis und dann kann ich vielleicht auch Polizist werden.

sagt Leandro

Doch nicht nur für die Schule, sondern auch soziale Fähigkeiten und neue Hobbys lernt Leandro hier, ebenso Respekt und liebevolle Achtung vor seinen Mitmenschen.

Besonders mag es Leandro, auf der Bühne zu stehen und wie kürzlich ein Musical aufzuführen. Er mag die Schauspielerei, Tanz und Gesang. Das merkt auch sein Vater: „Ich bin stolz auf meinen Jungen, weil er klein ist, ohne Mutter, aber dafür sehr viel kann.“ Begeistern kann Leandro sich auf jeden Fall für vieles – von Tischtennis bis zu Fußball.

Junge mit rotem T-Shirt und Kappe steht neben jungem Mann mit schwarzem T-Shirt und Kappe
Hendrik Huber
Leandro (links) mit Einrichtungsleiter Samuel Kalmbach.

Rundum gut betreut

Auch Samuel Kalmbach sieht das Potential in Leandro, der in der Arche immer mehr aufblüht und das zeigen kann, was wirklich in ihm steckt: „In Leandro sehe ich später mal einen Leitungstyp. Er hat unglaublich viele Visionen, mit denen er Menschen anstecken und mit reinnehmen kann.“ Leandro hat inzwischen auf jeden Fall schon die nächste Idee, er möchte Fahrradfahren und nimmt zwei seiner Freunde mit. Lachend rasen sie die Straße immer wieder auf und ab.

Als die Kinder außer Puste sind, haben die Arche-Mitarbeiter schon den nächsten Spaß vorbereitet: Eine Wasserschlacht mit Wasserpistolen. Erst danach, am späten Nachmittag, wird es Zeit, dass Leandro wieder seinen Schulrucksack aufzieht und sich auf den Heimweg macht. Müde, aber glücklich stellt er fest: „Das fühlt sich so an, dass ich erschöpft bin von der Arche, weil ich viel gelernt habe und gespielt habe. Aber hier in der Arche ist es schön.“

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