Prälatur Stuttgart

Moderator und Manager – Eberhard Schwarz

STUTTGART – Pfarrer Eberhard Schwarz ist offiziell im Ruhestand. In Stuttgart und darüber hinaus war er zwischen Hospitalkirche, Hospitalhof und dem Netzwerk Citykirchen tätig. Von Brigitte Jähnigen

Eberhard Schwarz Stuttgart
Foto: Brigitte Jähnigen
Eberhard Schwarz: „Die europäische Idee war nie Verhandlungsmasse für mich.“

Dass der 1958 geborene Backnanger Theologie studieren würde, war ihm wie so vielen Söhnen aus württembergischen Familien nicht in die Wiege gelegt. Er wurde in einem Unternehmerhaushalt groß. Doch „die Folie, meine eigene Existenz besser zu verstehen, fand ich in der Theologie“, sagt Eberhard Schwarz.

Er studierte in Tübingen, Marburg, in Montpellier. Am Institute Protestant de Théologie Montpellier befasste er sich intensiv mit den Schriften des Philosophen Paul Ricoeur (1913 – 2005) und denen des Soziologen und Theologen Jacques Ellul (1912 – 1994). Geprägt hat ihn auch, „am Ort zu spüren, wie ich mit der deutschen Geschichte konfrontiert war“. Als intensiv nahm er das Leben der protestantischen, sehr aktiven Minderheitengemeinden wahr. Mit Frankreich verbunden aber war er von früher Jugend an. 

Die europäische Idee war nie Verhandlungsmasse für mich

sagt Eberhard Schwarz.

Nach wissenschaftlich-theologischen und seelsorgerischen Stationen in Bielefeld, Bethel, Stuttgart-Feuerbach und Fellbach wurde er 1997 für die halbe Pfarrstelle an der Hospitalkirche zusammen mit einer halben Stelle am evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof gewählt. 2006 übernahm er die neu geschaffene halbe Stelle für die Citykirchen-Arbeit; die halbe Stelle am Bildungszentrum Hospitalhof entfiel.

Eine Frau steht vor dem Hospitalhof in Stuttgart
Gemeindeblatt-Archiv/Dieter Skubski
Mitten in der Stadt als Kirche Präsenz zu zeigen, war Eberhard Schwarz ein wichtiges Anliegen.

In die Zeit seines Wirkens fiel die Umgestaltung des Hospitalhofes wie auch die der Hospitalkirche. „Wir hatten Glück, dass das Architekturbüro Lederer Ragnarsdóttir Oei in Stuttgart die Arbeiten übernahm“, sagt Schwarz. Die Kosten für die Kirchenumgestaltung wurde über Fundraising abgedeckt. „Das klappte gut“, ergänzt er. Historische Kirchen würden über Kirchengemeinden hinaus wertgeschätzt. Und dann ergab es sich, dass sich die Bürgerinitiative „Forum Hospitalhofviertel“ für die Quartierssanierung des – wie Eberhard Schwarz sagt – „vergessenen“ Hospitalhofviertels einsetzte. Ein Stadtsanierungsprojekt, das jetzt endet. Eberhard Schwarz war all die Jahre ein verlässlicher und fachlich kompetenter Ansprechpartner, ein von der Stadt Stuttgart beauftragter Moderator vieler runder Tische.

Der Hospitalhof in Stuttgart
Gemeindeblatt-Archiv/Dieter Skubski
Vor zehn Jahren fand die Um­gestaltung des Hospitalhofs statt.

Zehn Jahre neuer Hospitalhof, eine ins Licht gesetzte Hospitalkirche, wo früher architektonische Dunkelheit war: Eberhard Schwarz’ Nähe zu Frankreichs Philosophen, Theologen, französischen Kirchengemeinden und der französischen Kultur im Besonderen ist es zu ver-danken, dass am 9. Juni in der Hospitalkirche „Margarete/Sulamith – Ein Madrigalbuch nach Lechner, Monteverdi, Palestrina und Goethe“ als deutsche Erstaufführung zu erleben sein wird. Die Uraufführung der Komposition des Zeit-genossen Gualtiero Dazzi findet in Straßburg in der Kirche Sainte-Aurélie statt.

Als erfahrener Citykirchen-Manager hat Schwarz die Organisation des Projektes zu verantworten. Denn die Citykirchen-Arbeit findet nicht nur auf landeskirchlicher und bundesdeutscher Ebene statt, sondern führt deutsche mit schweizer, österreichischen und französischen Citykollegen in Straßburg zusammen.

Kerngedanke der Citykirche – in Stuttgart sind es Stiftskirche, Leonhardskirche und Hospitalkirch – ist ein enger, nachbarschaftlicher Austausch dieser drei Gemeinden

sagt Eberhard Schwarz.

Zur Entstehungszeit habe sich Kultur in der Gesellschaft verändert; Kooperationsprojekte von Theatern, Literaturhaus, Staatsgalerie und Kirchen hätten ihre eng gezogenen „Grenzen“ verlassen und seien in die Öffentlichkeit gegangen. An-dererseits wollte Kirche mitten im Stadtzentrum Präsenz zeigen, Impulse setzen.

Besonders gern denkt Schwarz an die Inszenierung „Ackermann und der Tod“ im Innenhof des Hospitalhofs zurück. Die Umgebung des zwischen 1471 und 1493 errichteten Gottes-hauses für den Dominikanerorden schien wie geschaffen für das von Johannes von Tepl (1350 – 1414) verfasste Werk. In ihm erzählt der Autor von einem neuen Verständnis des Menschen und seiner Würde in Freiheit. Und das vor über 600 Jahren.

Wie aber sieht Eberhard Schwarz Projektion für Kirche in Gegenwart und Zukunft aus?

Ich bin überzeugt, dass die Botschaft des Christentums nicht veralten wird, sie ist Orientierungshilfe für Menschen und nicht abhängig von Scheinautoritäten

sagt Eberhard Schwarz

Christen müssten aber lernen, auf Augenhöhe mit anderen Menschen unterwegs zu sein. Vernetzung bleibe ein wichtiges Werkzeug. Eberhard Schwarz spricht von „dritten Räumen“, in denen sich Menschen in Freiheit für den Einzelnen und mit Respekt füreinander begegneten.

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