Das „Tier-Mensch-Team“ der Leonhardskirche tritt als solches heute erstmals öffentlich in Erscheinung. Vorgedacht haben die Wirtschafts- und Sozialpfarrerin Kathinka Kaden, Prädikantin Monika Feil und Benedikt Jetter, Pfarrer an der Leonhardskirche sowie Hospital- und Citykirche, schon längere Zeit.
Mit ihrem Tierschutzanliegen können sie sich auf eine bald 200-jährige Tradition in der Leonhardskirche berufen. Der Pfarrer und bedeutende Liederdichter Albert Knapp gründete 1837 den deutschlandweit ersten und weltweit zweiten Tierschutzverein, inspiriert durch seinen Kollegen und Freund Christian Adam Dann, der ebenfalls an der Leonhardskirche tätig war. Die Initiative wurde zum Vorbild für viele weitere Tierschutzvereine, die sich 1881 zum Deutschen Tierschutzbund zusammenschlossen, zu dem heute etwa 740 Vereine mit über 800.000 Mitgliedern zählen.
Eine Botschaft für Menschen und Tiere
In der traditionell gehaltenen Liturgie des Gottesdienstes stehen Kirchenlieder und Bibelabschnitte im Fokus, die das Anliegen aufnehmen. So heißt es in dem gemeinsam gesprochenen Psalm 36: „Herr, du hilfst Menschen und Tieren“, in der Schriftlesung aus Römer 8, dass sich die gesamte Schöpfung nach Erlösung sehnt. Nicht zuletzt kommt Gottes Zuwendung selbst für kleinste Tiere, wie „Mücklein“ und „Fischlein“ in dem bekannten Kinderlied „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“, zum Ausdruck, das als Segensstrophe zum Abschluss gesungen wird. Ihre Predigt richtet Pfarrerin Kathinka Kaden an die „liebe Menschen- und Nichtmenschen-Gemeinde“. Der Karneval, an dem sich viele Menschen gerne als Tiere verkleideten, könne zum Anlass dienen, um deren Perspektive einzunehmen und zu vertreten – zum Beispiel, dass sich ein Schwein nach mehr Platz zum Leben und Sonnenstrahlen sehne. Tiere verkörperten oft Eigenschaften, die Menschen gerne hätten – die Geschmeidigkeit der Katze, die Majestät des Löwen oder die makellose Eleganz des Delfins.
Für Tierwürde und Tiergerechtigkeit
Einige technische Neuerungen hätten die Menschen der Tierwelt abgeschaut, weiß die Pfarrerin des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt. Der Mensch habe sich an ein Ausrottungswerk gemacht, unter dem letztendlich alle litten. Für Tierwürde, Tiergerechtigkeit und für die Überwindung der gedanklichen Trennung in Mensch und Nichtmensch werde man in den nun folgenden Tier-Mensch-Passionsandachten beten, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Tier- und Naturschutzinitiativen stattfinden. Tiere dürfen da allerdings – bis auf die Abschlussveranstaltung im Freien – nicht dabei sein.
Zum Abschluss gibts Leckerli
Die Hunde, die im Gottesdienst dabei waren, haben sich allesamt hochanständig verhalten und bekommen jetzt im Chorraum noch ein Leckerli. Sowie, samt Frauchen oder Herrchen, noch einen Segen für die Tier-Mensch-Beziehung.