Hochzeit im Münster vor über 50 Jahren
Ilse und Dieter Straub heirateten am 8. Juli 1967 im Ulmer Münster. Diese Hochzeit war so außergewöhnlich, dass sogar ein Reporter der Münchner Abendzeitung dafür eigens nach Ulm reiste, denn eine Doppelhochzeit, bei der Zwillingsbrüder wiederum Schwestern heiraten, passiert nicht alle Tage – zumal, wenn die Bräute aus der alteingesessenen Ulmer Gaststätte „Zur Forelle“ der Familie Hailbronner stammen und im Ulmer Fischerviertel aufgewachsen waren.
Für beide Paare, die an diesem Julitag den Bund der Ehe schlossen, war von vornherein klar gewesen: Eine andere Kirche als das Ulmer Münster kam für ihre Hochzeit nicht in Frage, auch wenn die beiden jungen Männer im Ortsteil Böfingen konfirmiert worden waren. Weil sie den dortigen Pfarrer Willi Baasner mochten, traute der dann eben die beiden Paare im Münster. Denn im Münster fühle man sich einfach zuhause, da spüre man den Draht nach oben, erklärt Ilse Straub, deren Mann am 3. März starb.
An den Moment des Schreitens durch den langen Mittelgang zum Chorraum, in dem die Trauung stattfand, erinnert sich die Witwe noch ganz genau: In den Bänken seitlich standen viele Menschen, Familie und neugierige Zuschauer. Und sie, deren Vorfahr im 14. Jahrhundert im Rat der Stadt saß, als der Münsterbau beschlossen wurde, habe gedacht:
Er war dabei, als man den Bau dieser Kirche entschieden hat, und ich steh jetzt da an dieser Stelle.
sagt Ilse Straub
Dem Münster blieben die Zwillingsbrüder Heinz und Dieter Straub treu, die beim Bombardement der Stadt Ulm am 17. Dezember 1944 die gerade beendete Kinder-Weihnachtsfeier der evangelischen Kirche in der Dreifaltigkeitskirche besucht hatten, auf dem Heimweg waren und das Bombardement überlebten. Noch als sie im Ruhestand waren, führten sie Besucher im Münster.