Prälatur Ulm

Mentoren als Erfolgskonzept

BÜHLENHAUSEN-SONDERBUCH (Dekanat Blaubeuren) – „Soli deo gloria“ (Gott allein die Ehre), dieses Motto haben sich die Bläser des Posaunenchors Bühlenhausen-Sonderbuch auf die Fahne geschrieben. Und auch auf ihre Hemden und Blusen. Nun feierte der Klangkörper von der Blau­beurer Alb sein 100-jähriges Bestehen. Von Margot Authenrieth-Kronenthaler

Ulm
privat
Etliche Bläser sind hinzu­gekommen: der Chor heute.
privat
Der Chor bei seiner Gründung.

Derzeit spielen rund 50 Musikerinnen und Musiker im Chor, der sich eine große Bandbreite an musikalischem Repertoire erarbeitet hat. Dieses reicht von geistlichen und klassischen Werken über moderne Stücke bis hin zu Märschen oder Pop und Jazz. Unter der bewährten Leitung von Tobias Schmid als Dirigent und Arnd Hooß als Vereinsvorstand ist der Chor gut aufgestellt.

Vor 100 Jahren, in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit gründeten rund ein Dutzend junge Männer den Chor in Bühlenhausen. In den ersten zehn Jahren wurde noch in der Wohnstube der Familie Rösch geprobt, dann wechselte der Chor in den Gemeindesaal. Da der Chor offiziell nicht dem Jugendwerk angeschlossen war, sondern als „loser Haufen“ galt, wurde er in der Zeit des Nationalsozialismus auch nicht verboten.

Aus dem Posaunenchor heraus bildete sich auch der EC-Jugendbund, eine Jugenderweckungsbewegung auf der Alb. Nachdem die Chorleiter einige Jahrzehnte lang aus der Familie Rösch gekommen waren, begann die Ära der Dirigenten aus der Familie Schmid, die bis heute währt. Helmut Schmid übernahm 1960 die Chorleitung.

Der Posaunenchor Sonderbuch wurde 1958 gegründet, man traf sich in Werkstätten und Scheunen zum Üben. Schon bald halfen sich die benachbarten Chöre auf der Alb gegenseitig aus. Ab 1968 bildete sich die Chorgemeinschaft, die sich bis heute erhalten hat. Helmut Schmid übergab nach 40 Jahren die Chor­leitung seinem Sohn Peter Schmid. Als herausragender Musiker arrangierte er Musikstücke selber oder komponierte eigens für den Klangkörper. Sein Bruder Tobias Schmid dirigiert seit 15 Jahren die Bläser. 2005 wurde der Posaunenchor zum eingetragenen Verein, was seine Existenz finanziell unabhängig und rechtlich abgesichert machte.

Margot Authenrieth-Kronenthaler
Beim großen Festakt in der Auhalle waren etwa 300 Besucher da.

Die Mitglieder verstehen sich als ­Gemeinschaft, viele Aktivitäten bereichern das Vereinsleben. Ein Vesper nach jeder Probe ist gute Tradition. „Das ist ein großer Klebstoff, man läuft nicht einfach auseinander“, sagt Hooß. Als der gebürtige Hesse Arnd Hooß vor fast 30 Jahren in die Region gekommen ist, hat er sich dem Posaunen­chor angeschlossen und dort seine Frau gefunden. „Ich bin hier Bläser mit Migrationshintergrund“, meint er augenzwinkernd. Seine drei Kinder blasen inzwischen ebenfalls. „Das Spielen im Posaunenchor hat mein Leben geprägt“, meint der Landwirtschaftsmeister, der auch Prädikant ist.

Die Bläserinnen und Bläser kommen aus den Dörfern der Umgebung. Regelmäßig wird bei kirchlichen ­Anlässen und Festen wie Konfirmationen oder Hochzeiten gespielt. Ebenso bei ­Seniorennachmittagen, Erntebitt-, Oster- und Weihnachtsgottesdiensten oder bei Beerdigungen. „Im Sommer umrahmen wir fast jeden Sonntag im Freien einen ­Festgottesdienst“, erzählt Tobias Schmid. Wer 80 Jahre und älter ist, der bekommt in beiden Dörfern ein Geburtstagsständle, wofür sich immer rund ein Dutzend Bläser zu­sammenfinden.

Margot Authenrieth-Kronenthaler
Vereinsvorstand Arnd Hooß (links) ist Mentor von Lars (rechts).

Kontinuierlich werden Jungbläser ausgebildet und in den Chor inte­griert. Das klappt aufgrund eines Mentorensystems sehr gut. Ein erfahrener Bläser nimmt einen Jungbläser an der Hand, beide spielen dasselbe Instrument und dieselbe Stimme. „Wir haben schon über 350 Leute im Blasen ausgebildet“, erzählt der Vereinsvorstand. Er ist der Mentor des 14-jährigen Lars. „Das hilft schon, bei den Vorzeichen muss ich manchmal fragen“, erzählt der Jugendliche.

Isolde Schlumpberger spielt Trompete und hat, als sie vor neun Jahren nach Bühlenhausen zog, durch den Posaunenchor schnell Anschluss im Dorf gefunden. „Musizieren in der Gemeinschaft macht einfach mehr Spaß“, sagt die Bläserin. „Mir gefällt das breite Spektrum hier. Ich spiele gerne einen schönen Choral, aber auch moderne, fetzige Stücke.“ Groß gefeiert wurde das Jubiläum im Oktober in der Auhalle in Berghülen. Eine Festschrift gibt viele Einblicke in die Vergangenheit des Chors.

Weitere Artikel aus der Prälatur Ulm