Projekt Herzenswärme

Treffpunkt für alle

LEUTKIRCH – „Herzenswärme 2.0“ steht über einem Programm in der Evangelischen Dreifaltigkeitskirche Leutkirch, das an kalten Wintertagen den Menschen von Stadt und Land Wärme für Körper und Geist spenden möchte. Von Barbara Waldvogel

Ulm
Foto: Barbara Waldvogel

Alle sind willkommen, Gäste und Akteure – so hieß es schon im vergangenen Jahr, als die Furcht vor steigenden Heizkosten und möglicherweise ausbleibenden Gaslieferungen umging. Evangelische und katholische Kirche, Diakonisches Werk OAB, Caritas, Stiftung Liebenau, Küchenteam „Möhrchen & Co“, Stadtverwaltung, Familienbündnis und viele weitere Ehrenamtliche fanden deshalb zu einem engagierten Bündnis zusammen. Sie wollten so ein Zeichen der Fürsorge, Nächstenliebe und Gemeinschaft setzen. Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs wurde das Projekt in diesem Jahr fortgesetzt. Vom 16. Januar bis 14. Februar 2024 ist die zentral gelegene und barrierefrei erreichbare Dreifaltigkeitskirche dienstags und mittwochs wieder ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt – und dies nicht nur wegen des Mittagessens.

Es ist immer wieder überwältigend zu erleben, wie die Besucher in das Gotteshaus strömen, um sich gemeinsam am Mittagstisch zu versammeln.

Pfarrerin Tanja Götz

Die Idee von „Herzenswärme“ geht ursprünglich auf Pfarrerin Tanja Götz zurück. Am Dienstag kocht das Jugendhaus, mal Kässpätzle, mal Borschtsch – auf jeden Fall vegetarisch. Am Mittwoch tischt das Team von „Möhrchen & Co“ auf – mal Chili, mal Laucheintopf – gerne mit Fleisch. Essen ist ein wichtiger Bestandteil des Angebots, aber „wir sind keine Vesperkirche“, erklärt die Pfarrerin.

Das Küchenteam bereitet leckere Speisen zu.
Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle (Dritter von rechts) macht mit bei der Gymnastik. Kirchengemeinderätin Annette Ammann (Dritte von links) leitet die Gruppe an.

Denn das multifunktionale Kirchenschiff bietet nicht nur eine Küche und Sozialräume, sondern auch viel Platz für die verschiedensten Aktivitäten. Und das wird derzeit voll ausgenutzt: vom Mutmacher-Jugendprogramm für Konfirmanden und katholische Jugendliche bis zum Malkurs für Kunstsinnige. „Vielfältig, bunt und unglaublich kreativ“, so charakterisiert Carmen Scheich, Familienbeauftragte der Stadt und treue Begleiterin der „Herzenswärme“, das Angebot. Der Dienstag startet immer mit einem geistlichen Impuls, nachmittags lässt es sich eine Frauengruppe nicht nehmen, zum gemeinsamen Stricken in die Kirche zu kommen. Mittwochs ist ein moderates Bewegungsprogramm mit Kirchengemeinderätin Annette Ammann angesagt, an dem sogar der Leutkircher Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle teilnahm. Die Computeria wiederum unterstützt beim Umgang mit den neuen Medien. Karten spielen, gemeinsam singen, Gedächtnis trainieren oder Beratung einholen bei verschiedenen Hilfsorganisationen – all das kommt gut an. „Wenn es diese offene Kirchentüre nicht gäbe, wissen Sie, wo ich dann jetzt wäre?“, fragte eine Besucherin die Pfarrerin. Und sie gab dann sofort selbst die Antwort : „Alloi drhoim!“ Viel Begegnung, viel Austausch, viel Unterhaltung gibt es.

Julian Beyer spielt das Rumpel­stilzchen.

Das i-Tüpfelchen setzte das „Perfekt, unperfektes Inklusionstheater“. Lara-Marie Steible, Schülerin der Heilerziehungspflege, hatte sich für ihre Abschlussprüfung die Aufführung des Märchens „Rumpelstilzchen“ ausgedacht und mit Bewohnern aus dem Haus St. Katharina auf die Bühne gebracht. Die Suche nach den Mitwirkenden wurde offen ausgeschrieben – und wer sich meldete, durfte mitmachen. Fünf Monate lang wurde jeden Freitagnachmittag geprobt, bis sich dann auf der Bühne der Dreifaltigkeitskirche der Vorhang hob und ein gieriger König, eine stattliche Müllerstochter, ein flinkes Rumpelstilzchen, ein bedächtiger Kundschafter mit Rollator, ein verkörperter Goldschatz im Rollstuhl, ein wohlbeleibter Müller und eine lustige Nachbarin das Märchen in Szene setzten, das von Antonia Walter vorgelesen wurde. Alle waren mit ganzem Ernst bei der Sache – und zum Lohn gab es viel Beifall. Auch für Lara-Marie Steible, die im August mit ihrer Ausbildung fertig ist. „Heilerziehungspflege war schon immer mein Traumberuf“, erzählt die 19-Jährige. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie im Haus St. Katharina eine Theater-AG einrichten wird.

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