Kohlrabi, Kartoffeln, Kürbis und vieles mehr gedeihen prächtig im Garten der Landfrauen in Seißen. Seit Mai bewirtschaftet der örtliche Landfrauenverein einen Garten am Ortseingang und bietet darin Projekte für Jung und Alt an. Neben großen Gemüsebeeten wachsen hier auch Johannisbeeren oder Brombeeren. Karin Rau erläutert das Projekt „Gartenkinder“: „Wir wollen mit Kindern gärtnern und sie für den Garten animieren. Gesunde Ernährung fängt hier an. Es ist ein Herzensprojekt von mir“, sagt die Landfrau. „Es geht darum, Spaß und Freude an der Natur zu vermitteln.“ Heutzutage ist es nicht mehr selbstverständlich, dass vor jedem Haus ein Gemüsegarten angelegt wird oder Familien Schrebergärten bewirtschaften. Das Wissen um den Gemüseanbau droht verloren zu gehen. Deshalb wollen die Landfrauen auch Erwachsenen Alltagskompetenz in Sachen Gärtnern vermitteln. Einzelne Beete im Garten werden als „Familienbeete“ zur Verfügung gestellt, das zweite Landfrauen-Projekt.
Bei den „Gartenkindern“ kommen die Kinder im Grundschulalter in den Garten und werden von Karin Rau, Elisabeth Knoll und Bärbel Schneider betreut. Sie haben die Böden mit den Kindern bearbeitet, Kartoffeln gesteckt, Kürbispflanzen gesetzt sowie Erbsen und Bohnen gelegt oder Karotten gesät. Im trockenen Sommer waren sie regelmäßig beim Gießen. Heute geschieht das, was am meisten Spaß macht: Es wird geerntet. Die Kartoffeln sollen aus der Erde. Die Gartenkinder sitzen zuvor im Kreis und Elisabeth Knoll fragt sie nach dem Erntedankfest. „Da wird Essen für die Armen aus dem Garten gespendet“, weiß die zehnjährige Julia. Florin hat schon gesehen, dass die Gaben vor den Altar gelegt werden. Wieso das gemacht wird? „Wir wollen Danke sagen, dass so viel wächst und es uns so gut geht“, erläutert die langjährige ehemalige Kindergartenleiterin. Bei wem wir uns bedanken? „Bei Gott“, sagt Lia.
In der Mitte liegen verschiedene Sorten Kartoffeln. Einzelne werden aufgeschnitten, es sind hell- und dunkelgelbe oder auch lilafarbene dabei. Die Kinder erinnern sich, dass sie im Frühjahr die Mutterkartoffel in die Erde gesteckt haben. „Was haben die Kartoffeln gebraucht?“, fragt Karin Rau. „Wärme und Wasser“, wissen die Kinder. Ob wohl bei ihnen allen Kartoffelkinder gewachsen sind? Es wird spannend. Den Kindern wird gezeigt, wie sie behutsam die Kartoffeln ausgraben können, ohne sie zu zerhacken. Die Begeisterung ist groß, als die ersten Knollen erscheinen. Jedes Kind bekommt eine kleine Hacke und gräbt mit großem Eifer seine eigenen Pflanzen aus. Es ist wie eine kleine Schatzsuche. Julia freut sich, als sie die größte Kartoffel, den „Kartoffelkönig“, ausgegraben hat. „Ernten macht am meisten Spaß“, sagt sie. Und was die Mama draus machen soll? „Am liebsten Kartoffelbrei.“ 27 Kartoffelkinder sind aus einer Mutterknolle gewachsen.