Prälatur Stuttgart

Trost für Trauernde in Stuttgart

STUTTGART – Menschen in Trauer sind sehr oft einsam. In Stuttgart-Degerloch finden sie im alten Pfarrhaus Mariä Himmelfahrt Räume und vielfältige kostenlose Angebot. Von Andreas Steidel

Gruppe von Menschen umarmt sich Stuttgart
Unsplash/The Good Funeral Guide
Drei Frauen halten ein buntes Plakat fest auf dem eine Insellandschaft zu sehen ist.
Foto: Andreas Steidel
Sybille Bossert, Daniela Kanzleiter und Juliane Löffler vom Trauer­zentrum mit der Landkarte des Lebens (von links).

Der Tod eines nahestehenden Menschen ist ein einschneidender Verlust. Während um einen herum das Leben weitergeht, scheint es innerlich oft zum Stillstand zu kommen. Viele wissen nicht, wie sie die Situation bewältigen sollen und wem sie sich anvertrauen können.

Das Trauerzentrum in Stuttgart-Degerloch versucht, darauf Antworten zu finden. Es ist eine Einrichtung des katholischen Hospizes St. Martin mit Räumen im alten Pfarrhaus Mariä Himmelfahrt. Fünf Hauptamtliche und zahlreiche Ehrenamtliche kümmern sich dort um die Belange von Menschen in Trauer. Mit einer Vielfalt von Angeboten, die der ­Vielfalt der Trauersituationen entspricht: „Jede Trauer hat eine andere Ausdrucksform“, sagt Leiterin Juliane Löffler.

So gibt es Trauergruppen für Verwitwete, Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene und Eltern, die ihr Baby verloren haben. Erst kürzlich wurde eine Gruppe für Angehörige gegründet, deren alte Eltern verstorben sind. Der Bedarf ist groß, das zeigt die Nachfrage.

Verschiedene Methoden der Trauerbewältigung

Im Trauerzentrum begegnet man alldem auf vielfältige Art und Weise. Für manche ist ein künstlerischer Zugang der richtige, andere schreiben sich lieber das Leid von der Seele, wieder andere kommen mit Yoga-Übungen ins Gleichgewicht. Doch auch wer nur sitzen und schweigen will, ist hier richtig. Immer wieder gibt es Impulsabende, Segnungsgottesdienste und stille Stunden.

Jede Gruppe wird von ausgebildeten Trauerbegleitern betreut. Haupt- und Ehrenamtliche, die professionell geschult wurden und die Erfahrung im Umgang mit Menschen in Ausnahmesituationen haben. Auch das Trauerzentrum selbst bietet solche Kurse an.

Niederschwellige Angebote spenden Trost

Zu den Einstiegsübungen gehört ­dabei oft eine seelische Landkarte. In bunten Farben dürfen die Teilnehmer dabei markieren, wo im Leben sie sich gerade befinden. Juliane Löffler und ihrem Team ist es wichtig, dass der Zugang niederschwellig ist.

Keine komplizierten Hürden und Zugangsvoraussetzungen, das ist oberstes Gebot: Wer sich interessiert, kann sich unverbindlich beraten lassen, am Telefon oder vor Ort. Seit Kurzem gibt es auch ein monatlich stattfindendes Trauercafé, das spontan und ohne Anmeldung besucht werden kann. Eine gute Ge­legenheit, das Trauerzentrum ein ­wenig kennenzulernen.

In der Trauergruppe wird viel gelacht

Entstanden ist es als vierte Säule des Hospizes St. Martin in Stuttgart-Degerloch: ein Angebot, das die stationäre und ambulante Sterbebegleitung ergänzt, für die die Einrichtung bisher bekannt ist. Neben Juliane Löffler fungieren dabei Sibylle Bossert (Trauerbegleitung), Daniela Kanzleiter (Trauerbegleitung), Britta Bosch (Seelsorge) und Sandra Fischer (Kunsttherapie) als Hauptamtliche. Rund 20 Ehrenamtliche unterstützen ihre Arbeit.

Bei uns wird viel gelacht

sagt Juliane Löffler

Denn so schwierig die Situation für Menschen in Trauer ist, so wenig lässt Juliane Löffler einen Zweifel daran, dass es in den Trauergruppen immer wieder auch heitere Momente gibt. Es sind lichte Momente, die das Leben wieder ein wenig leichter machen – wenigstens für ein paar Augenblicke lang. 

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